Die Welt ist viel zu bunt, um schwarz zu sehen !!!

Du bist
BesucherIn Nr.

Felsenküste

Sonntag, 11.2.

Heute würde um neun Uhr die Reiseleiterin Kathrin ins Hotel kommen. Also saß ich pünktlich um 8 Uhr 45 in dem kleinen Aufenthaltsraum neben der Rezeption.
Nicht etwa, dass ich Fragen an die Gute hätte, - jedenfalls nichts Wichtiges, -  aber ich war inzwischen ausgehungert danach, mal ein paar Sätze mit jemand anderem als mit mir und meinen fiktiven Gesprächspartnern reden zu können. Natürlich hielt ich mir ständig innerlich lange Monologe, - wer macht das nicht ? - und in der Situation besonders......  Und sollte jemand darüber lästern, kann ich nur dagegen halten, dass ich sowieso der Meinung bin, dass nur kreative und intelligente Menschen Selbstgespräche führen, --- die anderen haben sich doch sowieso nichts zu sagen.......
Also wartete ich auf Kathrin, die auch pünktlich erschien und mich dann eine Stunde lang mit ihren Erfahrungen als Reiseleiterin aufs Köstlichste unterhielt. 

Eine Bitte hatte ich aber doch noch an die Gute: Ich will ein Auto !!!
Ich hatte ja nun doch inzwischen das Gefühl, dass ich seit meiner Schulzeit nicht mehr so viel Bus gefahren war wie in den letzten drei Tagen, - und jetzt war wirklich genug damit. Ohne so einen eigenen fahrbaren Untersatz, - ohne einen Raum, der mir Schutz und Sicherheit auch in der freien Wildbahn gibt, bin ich ja doch nur ein halber Mensch. Bitteeeee!!! Ich brauche SOFORT ein Auto !
Sofort war natürlich dann doch etwas übereilt, aber für den nächsten Morgen um neun Uhr konnte sie mir dann das gute Stück fest zusagen und klärte das Wichtigste schon mal telefonisch ab.

Danach machte ich mich im strahlenden Sonnenschein auf den Weg zum Strand. Die ganze Promenade von Ost nach West, - hin und zurück - lief ich und genoss die glitzernden Wellen und den Sand unter den Füßen.
(Im übrigen, liebe Claudia, sehen lackierte Fußnägel an sandverschmierten Füßen in Wirklichkeit nicht halb so geil aus, wie man sich das im kalten Duisburg, von der Sonne träumend, so vorstellt......,---   vielleicht liegt das aber auch nur an meinen Füßen..... bei mir sieht das einfach nur so aus, als ob ich die dringend mal wieder waschen   müsste !)

Danach ließ ich mich, angenehm ermattet, in einem dieser netten Strandcafés nieder und fand das Leben einfach herrlich !
Mein Compi hatte viel zu arbeiten an dem Tag, denn ich schrieb ... und schrieb ... und schrieb...
Wenn ich das Gefühl hatte, gleich eine Sehnenscheidenentzündung zu bekommen, wechselte ich diese anstrengende Tätigkeit und holte mein Buch heraus, um mich über das Leben in Portugal im 18. Jahrhundert zu informieren.

Ein wunderschöner, fauler und zufriedener Tag !
 

Montag 12.2.

Ich hatte in der Nacht sehr unruhig geschlafen, weil ich mich so irre auf dieses Auto freute. Pünktlich um acht saß ich beim Frühstück, war natürlich viel zu früh fertig und musste noch bis neun Uhr warten, bis endlich der nette Herr AVIS kam.
Ob er deutsch spreche? - Better in english.
Doch was ich dann von ihm hörte war doch ein sehr portugiesisches englisch. Inzwischen aber in Zeichensprache gut geübt, sowie in der Fähigkeit aus Satzbrocken ganze Geschichten zu verstehen, konnten wir uns irgendwie einigen.
War mir ja auch alles egal, - Hauptsache, das Auto stand vor der Tür und ich hatte den Schlüssel in der Hand.
Ein Clio ! Ein schneeweißer, ziemlich neuer, kleiner Flitzer.
Allein gelassen mit meinem Spielzeug probierte ich erstmal alle Finessen aus. Genial die automatischen Fensteröffner. Schwupp - waren die Fenster unten. ---- Aber wo ist der Knopf für zumachen ????  Hilfe ! Ich sah mich schon mit ständig geöffneten Fenstern durch die Gegend fahren. ----- Doch Göttin sei Dank, ich fand den richtigen Hebel und es konnte losgehen.

Jeden zweiten Montag im Monat findet ein großer Markt in Algoz statt. Das war doch ein schönes Ziel.
Schon nach wenigen Straßen fühlte ich mich Zuhause in dem Clio und hatte das Gefühl, nie einen anderen Wagen gefahren zu haben. Einfach klasse dieses Gefährt!  Die Sonne schien.... Knopfdruck..... Fenster runter..... immer noch zu warm..... Knopfdruck..... rechtes Fenster runter.
Das Radio funktionierte, sogar ein Kassettenrecorder war vorhanden, - wenn ich partout keinen schönen Sender fand, konnte ich also meine Musik einlegen.  Aber vorwiegend versuchte ich portugiesische Musik zu empfangen. Der Sender 101,6 schien vorwiegend diese typische Fado Musik zu spielen, - so schön elegisch traurig, Melancholie mit ganz viel Sehnsucht verbreitend.
Und immer zur vollen Stunde erkannte ich am Klang der Stimmen die Werbung.
Irgendwas mit Radrennen wurde wohl auch angekündigt. Ich verstand was von bicicletta und immer wieder : Etappa, - etappa !
Und schon zwei Tage später fand ich dann auch noch in diesem genialen Auto den enorm praktischen Radio-Bedienungshebel, direkt am Lenkrad. Sowas Geniales kannte ich ja noch gar nicht!  Da konnte man, ohne erst lange rumsuchen zu müssen und ohne die Hände vom Steuer zu nehmen, mit leichten Fingerbewegungen das Radio leiser, lauter oder auch ganz aus stellen. Sogar der Sender ließ sich problemlos auf diese Weise umprogrammieren.  Welch ein schönes Spielzeug !

In Algoz angekommen fand ich sehr schnell den Zigeunermarkt, - immer den vielen Autos hinterher.... da, wo es sich staut, da ist was los !
Von verschiedenen Policia wurde ich auf den dazugehörigen Parkplatz geleitet. Ein riesiger Lehmplatz, der von den Regenfällen in den letzten Monaten noch immer ordentliche Pfützen und schlammige Bereiche aufwies. Schon sah ich mich in Gedanken, kaum dass ich den Wagen drei Stunden hatte, in einem Matschloch stecken bleiben. Aber dieser Clio schaffte es ohne Probleme. Und durch die griffigen Ausmaße dieses Wagens fand ich sogar einen Parkplatz, in den ich mich gekonnt einmanövrierte.
Der Markt war ein Gewirr an Menschen und Ständen, wo es alles zu kaufen gab, was der Mensch so zum Leben braucht, - oder auch nicht braucht.
So viele warme Pullover in einem so warmen Land. Tischdecken in unterschiedlichsten Größen, Formen und Farben, - gestickt und geklöppelt. In einem Bereich gab es Essenswaren, - Käse und Fisch, - dieser seltsame Stockfisch, der immer ein wenig nach “nasser Hund” riecht.
Taschen und Körbe, Werkzeug und Krimskrams jeglicher Art.
Und ein großer Bereich Baumschulwaren, Stauden, Sträucher, Bäume und dazu die unvermeidlichen Holländischen Tulpen- Zwiebeln !

Genug vom Rummel, nun wollte ich endlich wieder Meer sehen. Felsen, wo seid ihr? Küste, ich komme !

Ich fuhr Richtung Carvoeiro, - den Ratschlägen meines Reiseführers folgend nach Algar Seco.
Ein großer Parkplatz, fast für mich alleine. Kaum zu glauben, dass sich hier in ein paar Monaten die Touristen stapeln werden. Ich stellte immer wieder fest, dass diese Jahreszeit für mich genau die richtige ist.
Hier waren nun endlich die Felsen zu finden, die ich in Portugal gesucht hatte. Eine Treppe führte hinunter, und tapfer machte ich mich auf den Weg, wohlwissend, dass ich jeden Meter, den ich hinabstieg, unweigerlich auch wieder hinauf musste.
Auf halber Höhe war ein kleines Café aufgebaut, das aber im Moment noch geschlossen hatte. Für wen sollte es auch geöffnet haben. Ich war hier ganz alleine.

Kleine Grotten im Felsen, die ich erforschen konnte, und ein Weg, der hinunter fast bis ans Wasser führte.
Nur ca. einen halben Meter breit war der Weg, der an den Felsen entlang führte. Dicht an der Wand ging ich weiter, immer mit dem Blick in die Tiefe auf der anderen Seite. Für meine Verhältnisse ganz schön abenteuerlich, diese Aktion.
Ich bewältigte einen Aufstieg, bei dem ich nur hoffte, dass ich nicht an gleicher Stelle wieder zurück müsse. Dadurch kam ich an ein Plateau, von wo aus mich wieder ein berauschender Ausblick für die Ängste entschädigte.
Jesses, was war das schön hier !

Und tatsächlich fand ich einen Weg, der mich, zwar kreuz und quer, holperig und uneben, aber ziemlich sicher wieder auf einen normalen Pfad brachte.
In meinen Birkenstock-Sandalen war ich natürlich nicht ganz korrekt bekleidet, aber irgendwie ging es halt immer...

Natürlich führte mich mein Weg dann auch direkt nach Carvoeiro, an diesen wunderschönen Sandstrand, wo ich dann auch mit nackten Füßen durch das kühlende Wasser waten konnte.

Zwischendurch schrieb ich meinem Herzensgatten mal wieder eine Nachricht per SMS. Schließlich musste ich ihn doch auch an meiner unsäglichen Freude über dieses Auto teilhaben lassen. 
Ich hab nen Clio ! Portugal ist jetzt noch viel schöner ! Die Sonne scheint !  Dass ich das noch erleben darf......

Nur wenige Minuten später bekam ich Antwort : 
Ich hab nen Mercedes ! Deutschland ist immer wunderschön !  Die Sonne scheint nicht !  Dass ich das noch erleben muss .....

Weiter ging es die Küste entlang. Ich fand verschiedene Prajas, eine schöner als die andere, -- aber ich war auf der Suche nach einer ganz bestimmten.

Vor einigen Jahren, zu einem Zeitpunkt, als es mir ziemlich mies ging, hatte ich aus Portugal eine Karte bekommen, mit den Worten, die mir Mut machen sollten:
Eines Tages wirst Du es schaffen, hierhin zu kommen !

Seitdem war mir diese Karte, die ich zu Hause neben meinem Computer aufgehängt hatte, immer wieder ein Ansporn, diesen Urlaub auch wirklich in Angriff zunehmen.
Natürlich war mit den Worten nicht so speziell diese Küste gemeint, die auf der Ansicht zu sehen war, und doch hatte ich den Ehrgeiz entwickelt, genau diesen Felsen zu finden. Um zu wissen : Ja, jetzt habe ich es wirklich geschafft.

Und nun war es soweit !  Ich hatte ohne allzuviel Sucherei diesen Strand gefunden und stand auf einem Felsplateau, mit dem Blick auf Vale de Centiano und der alten Postkarte in der Hand.
Welch ein Anblick! Endlich live dieses Bild vor Augen, was ich in und auswendig kannte. Ich hätte es längst malen können, --- wenn ich denn malen könnte.
 Mit feuchten Augen saß ich lange auf den Steinen, blickte in die Bucht, dachte ich über so vieles nach und genoss dieses gute Gefühl.....

Beschließen wollte ich diesen schönen Tag in einem hübschen Restaurant, im Schatten sitzend, mit Blick in die Sonne und aufs Meer.
Aber das waren wohl mal wieder die karierten Maiglöckchen, die ich da suchte.
Speziell sowas konnte ich dort nicht finden, also machte ich mich auf den Rückweg nach Quarteira, wo ich mein Abendessen mit Blick auf die untergehende Sonne über dem Meer einnehmen konnte.

 

Hier geht es weiter !!!

Zurück zur Portugal Startseite