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Geschenke

Von Staubsaugern, Osterhasen und 100 Mark Scheinen

 

Es gibt Geschenke, die sind einfach nur normal, - also sowas, was eben toll wirken soll, aber eigentlich weiß man schon in etwa vorher was kommt.
Wenn z.B. zum Xten Mal vom Ehemann zum Geburtstag der obligatorische Rosenstrauß  kommt, der lediglich jedes Jahr um eine erweitert wird, dann freut sich zwar mit Sicherheit der Florist, aber den rechten Überraschungseffekt bringt das für die Beschenkte, die auch noch so tun muss, als hätte sie gar nicht damit gerechnet, allerdings nicht.

Besonders beliebt, wenn auch nicht auffallend einfallsreich, sind ja mehr oder weniger großzügige Geldgeschenke.
"Hier, Schatz, kauf Dir was Schönes" -
Erinnert immer irgendwie an Gratifikationen für Hausangestellte.

Es soll ja auch heute noch Männer geben, die glauben, ihre Herzallerliebsten brechen in Entzückensschreie aus, wenn sie mit so praktischen Dingen, wie einem neuen Toaster, einer Kaffeemaschine oder - der Traum jeder Hausfrau - einem neuen Staubsauger beglückt werden.

Als Ironie auf diese glücklosen Gedankenblitze mancher Ehe- Geschädigten, brachte mein Herzensgatte mir neulich, einfach so zwischendurch, eine Spezialität des Haushaltwaren- Handels mit. Erwartungsvoll konnte ich ein liebevoll geschmücktes Päckchen auspacken, aus dem, in modisch schickem Mint, ein fünfteiliges Spülbürsten- Set erschien.

Euphorisch erklärte mir der Herzensgatte die Vorzüge der einzelnen Teile, schließlich gehörten zwei unterschiedliche Flaschenbürsten und - der  absolute Höhepunkt - eine Topfbürste mit seitlich angebrachtem Schaber für die hartnäckigen Fälle, dazu.

Etwas vergriffen hatte er sich allerdings , als er mir in einem Jahr eine Gesichtscreme schenkte, an der ich den Text lesen musste: "für die reife Haut ab 40". - Es war kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag. Bis zum vierzigsten war leider das Haltbarkeitsdatum abgelaufen.

Ansonsten beglückt mich der Herzensgatte gerne auch völlig überraschend, ohne daß ein offizieller Anlass ihn zum verordneten Schenken zwingt.
Gerade in Zeiten, wenn ich in Arbeit versinke, finde ich ab und zu auf meinem Arbeitsplatz eine knospige, dunkelrote Rose.

Einen ganz besonderer Einfall hatte er im letzten Jahr, nachdem ich in einem Modekatalog einen ganz besonders schönen Pullover entdeckt hatte, in den ich mich sofort verliebt hatte. Sehnsüchtig hatte ich jedem, der es sehen wollte, (oder auch nicht sehen wollte), dieses Teil gezeigt, und erzählt, wie gerne ich genau diesen Pullover zu einem ganz speziellen Anlass tragen würde. Mein Kleidungs-Etat war erschöpft, und so vergaß ich ihn dann bald gezwungenermaßen.

Für den aufmerksamen Leser ist es jetzt natürlich keine Überraschung mehr, dass genau dieses Teil an genau dem Tag des speziellen Anlasses auf meinem Bett lag.

Auch völlig ohne offiziellen Grund fand ich eines Morgens, als ich eine stundenlange Autofahrt vor mir hatte, einen neuen Cassetten- Recorder im Auto vor. Der alte war schon ewig kaputt gewesen und ich war ständig auf das Radio angewiesen. Mein Herzensgatte aber kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich doch viel lieber "meine" Musik vom Band höre als das, was irgendwelche Radiomoderatoren für mich zusammenstellen. Die wissen doch nie, wann ich gerade unbedingt "Abenteuerland" von Pur hören muß.

Als ich  ihn nun kürzlich für 4 Wochen alleine lassen musste und zur Kur fuhr, legte er mir zum Abschied einen "Kurkalender" ins Auto.

Jeden Tag durfte ich ein Tütchen aufmachen, und fand immer eine neue Überraschung. Mal eine Briefmarke "Bitte ein Brief", mal eine Telefonkarte, mal ein Fünf- Mark- Schein für ein Kännchen Kaffee oder mal ein Rubbel-Los.

Besonders klasse wird es, wenn er richtig originell wird. So bekomme ich dann schon mal einen Schokoladen- Osterhasen zu Weihnachten, den der Herzensgatte monatelang vor mir versteckt hatte. (Und das ist bei meiner Witterungsfähigkeit für Schokolade schon eine Kunst für sich.)

Oder ich bekomme mit den Worten: "Du hast Dir doch eine CD gewünscht!" liebevoll verpackt eine Seife "CD" überreicht.

Und während ich mich dann von dem Schock erhole, holt er einen riesigen gerahmten Kunstdruck vom Brandenburger Tor herein, weil er doch ganz genau meine besondere Beziehung zu diesem Gebäude kennt.
 

Wenn ich auch nie genau weiß, ob er zum nächsten Hochzeitstag dazu kommt, mir ein offizielles, allgemein anerkanntes Geschenk zu kaufen, so kann ich doch sicher sein, dass der Herzensgatte mich schon bald wieder mit irgendeiner völlig unerwarteten Sinnig- oder Unsinnigkeit überrascht.

Und das ist mir hundert mal lieber als der Hundert- Mark- Schein im Briefumschlag.