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Grd.St.Bernard

Donnerstag 29.Juli, 

 16. Urlaubstag

 

 Nach einem guten Frühstück ging es wieder Richtung Tal, mit einem Abstecher bei einem dieser genialen Bildhauer.

 Wir brauchten nun dringend eine Tankstelle. Der Wagen war ziemlich leer und wir wollten nicht darauf vertrauen, dass es ja abwärts ging.....

 Erstmal einen Blick auf die vorhandenen Lire. Es waren noch ca. 105,- DM. Da wir heute auf geradem Wege Italien verlassen wollten, beschlossen wir: volltanken! Kein Problem. Wir brauchen ja heute keine Lire mehr.

 Die Füllung kostete 85,- DM, und genau in dem Moment, als der Tank voll war, fiel mir ein, dass wir ja noch Geld für die autostrada brauchen. Nun waren nur noch 20,- DM in Lire im Portmonee. Das konnte nicht reichen !

 (An dieser Stelle möchte ich dringend dem geneigten Leser erklären, dass die seltsame Schreibweise des Wortes `Portmonee` nicht an meiner Unkenntnis dieses Wortes, sondern an den Bemühungen um den Gebrauch der neuen Rechtschreibordnung liegt !!! Es wird tatsächlich jetzt so geschrieben.)

 

 

 Jetzt kam das große Abenteuer: Geld-wechseln !

 Wir hatten an deutschem Geld noch genau einen 20-Mark Schein. Der müsste doch reichen! Aber erstmal muss er in Lire umgeändert werden.

 Noch in Carrara stürmte ich also die nächste Bank. Nachdem ich schon entnervt eine viertel Stunde gewartet hatte, schaute mich der nette Signor beim Anblick meines Scheines doch recht zweifelnd an, - wollte mir klar machen, dass das nicht ginge. Das wollte ich nun überhaupt nicht verstehen, - erklärte ihm dass ich doch nur ein bißchen Geld bräuchte, - autostrada ! - dann Schweiz, - mehr Lire brauch ich nicht !!!

 Bis er mir klar machen konnte, dass er 10 DM für das Umwechseln berechnen müsse ! - Aber ein paar Schritte weiter, - andere Bank, - da ginge das billiger....

 

 Warum ich nicht spätestens jetzt auf die Idee kam, einfach einen größeren Scheck einzulösen, - denn Lire lassen sich an der Schweizer Grenze ja wieder problemlos umtauschen... - das weiß ich jetzt natürlich auch nicht mehr..... Ich war einfach davon überzeugt, dass ich nun unbedingt diesen Schein in Lire bräuchte......

 

 Also in die nächste Bank !  Eine andere Frau, die neben mir den Vorraum betrat, war eine Sekunde schneller am Schalter. Sie wirkte wie eine Hausfrau, die mal eben drei Briefmarken kaufen will..... aber weit gefehlt !

 Zwanzig Minuten dauerte die Prozedur und ich kochte so langsam vor mich hin. Ich fühlte mich wie im falschen Film....... Gerd hatte mich sicherlich inzwischen als vermisst gemeldet.

 

 Als ich dem Beamten endlich meinen Schein hinlegen konnte, muss ich mir auch noch sein süffisantes Grinsen ansehen, und er zeigt das Geld bedeutungsvoll seinem Kollegen.

 Um das Maß meiner Frustration voll zu machen, bekam ich nun auch hier nicht mehr als den Wert von 15 DM raus......

 

 So hatten wir also nun ganze 35 DM in Lire, ansonsten waren wir mal wieder blank !

 Aber kein Problem, - alles was wir ansonsten brauchten, hatten wir schließlich im Auto.

 

 Nun folgten viele Stunden auf der sonnigen autostrada, die uns wieder an den wunderschönen Küsten der italienischen Riviera entlangführte. Ungezählte, kurze und lange Tunnel, ein Brückengewirr in Genova, das an die Achterbahn auf der Kirmes erinnert, und bezaubernde Landschaften sahen wir unterwegs.

 

 Unter einer Brücke machten wir zwischendurch Pause. Es sollte nur eine ganz kurze sein, aber auf den Steinen dort hatten meine beiden eine ganze Menge an Salamandern und Geccos entdeckt, so dass erstmal großangelegte Safaris gestartet wurden. ---- Die Tiere waren aber schneller, und so musste der Kleine, den es schon am Tarot Garten erwischt hatte, leider alleine den Weg nach Deutschland antreten.

 

 In Aosta war die autostrada für uns zu Ende und ich war sehr gespannt darauf, ob unsere genau 35 600 Lire reichen würden....

 Nach kurzem, bangem Augenblick zeigt die Anzeige: 39 000 Lire !!!

 Ich dachte nur noch, das könne ja wohl alles jetzt nicht wahr sein.... soll ich nun etwa für 3000 Lire, also für 3 DM, einen Scheck ausstellen ?!?!?!?

 In diesem Moment fiel meinem Herzensgatten dann aber glücklicherweise noch ein, dass er ja schon kleine Scheine für seine Sammlung ausländischer Münzen und Papiergelder, zurückgelegt hatte. So konnten wir dann doch noch bar bezahlen, waren jetzt aber wirklich völlig ohne Reserven. Außer natürlich unserem Scheckheft !!!

 

 Von Aosta führte die Straße nun hinauf zum St. Bernhards Pass. Es ging tierisch bergan. Wir zählten 37 Serpentinen- Kurven bis ganz oben. Ich hatte das Gefühl, dass ich IMMER an der gefährlicheren Seite saß. Aber die Aussicht war natürlich klasse! Je höher wir kamen, desto mehr veränderte sich die Vegetation und Felsen breiteten sich aus. Die Temperaturen sanken, die Laune stieg !

            

 

 (Der geneigte Leser fragt sich vielleicht schon eine Weile: Warum fahren die in den Süden, wenn es denen immer zu heiß ist? Meine  Antwort:      Weil weder die Toskana im Allgemeinen, noch der Tarot Garten im Besonderen, in Skandinavien zu finden      sind !!!)

 

 Damit wir uns überhaupt in einem der Cafès dort niederlassen konnten (wegen der Toilettenbenutzung muss man ja zwischendurch mal ein solches aufsuchen und auch dort eine Kleinigkeit verzehren, -- `Bitte ein Mineralwasser mit drei Strohhalmen !`)  so brauchten wir nun erstmal wieder Bargeld.

 Natürlich gibt es dort eine Wechselstube. Die ist direkt in einem der Touristenläden. Als ich dort nun wieder mein Scheckheft rausholte, sah die junge Verkauferin mich nur sehr misstrauisch an. Sowas hatte sie wohl noch nie gesehen. (Die war eben einfach zu jung !)  Die Inhaberin kam glücklicherweise dazu und erkannte diese antiquarischen Zettel als eine rechtlich abgesicherte Zahlungsmöglichkeit. Hatte sie wohl kurz nach dem 2. Weltkrieg auch noch benutzt........

 Sie hatte sie aber wohl auch schon so lange nicht mehr eingelöst, dass sie glatt übersah, dass sie uns eigentlich eine Wechselgebühr dafür berechnen müsste.....

 

 

 Hier erwischte uns nun die Nacht der Nächte! Nun waren wir seit über 2 Wochen gewohnt, uns ständig vor Sonne und Hitze zu schützen, aber hier befanden wir uns in 2400 Metern Höhe und es war einfach nur kalt !!! Die Wolken hangen tief zwischen den Bergen und wir konnten unseren Atem vor dem Gesicht sehen.

 Als wir in den Wagen kletterten, wollten wir das Fensterchen aus Angst vor Erstickung nicht ganz schließen. (Immer auf frische Luft achten! Auch wenn man dabei Frostbeulen kriegt !)

 Die Schlafkleidung sah natürlich auch etwas anders aus, als in den Tagen zuvor. Jogginghose und Strümpfe waren angesagt. Jeder von uns hatte glücklicherweise wenigstens ein Sweatshirt dabei, die Zudecke erschien uns plötzlich dünn wie ein Federhauch.

 Mein Herzensgatte erinnerte sich wieder an die genialen Tips seines weltreiseerfahrenen Freundes Dieter. In kalten Zeiten immer darauf achten, dass die Füße und auch der Kopf warm gehalten sind !!! Socken waren ja schon klar, aber der Kopf...... ?????  Dieter benutzt für diese Zwecke immer eine Pudelmütze ! Wir hatten aber für einen Italien Urlaub sowas nun mal nicht eingeplant.

 

 So griff mein Herzensgatte zu einem großen Badetuch, das er sich wie einen indischen Turban um den Kopf wickelte. Gillian tat es ihm nach und mir wurde schon vom Lachen warm.

 In den Nächten vorher hatte Farina öfter mal von uns einen Verweis bekommen, wenn sie sich zwischen uns drängen wollte, - schließlich sollte sie schön auf ihrem Platz bleiben. Doch in dieser Nacht rissen wir uns alle drei um diesen kleinen, lebendigen Wärmespender. Und während Gillian und ich uns noch darum stritten, welche Vorrechte nun geltend gemacht werden könnten, um Anspruch auf Farina zu erheben, meinte Gerd nur völlig siegessicher: "Was redet ihr denn? Ich brauch nur ein Wort zu sagen, dann ist sie sowieso bei mir....... ",   womit er natürlich leider völlig recht hatte.....

 

 Irgendwann in den frühen Morgenstunden kam mein Herzensgatte dann doch auf die glorreiche Idee, das Fenster ganz zu schließen. Von da an konnte sich so ein Hauch von Wärme im Wagen aufbauen, und wir schliefen dann doch noch ganz erholsam ein paar Stunden.

 

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