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Heiligabend 97

Von Angeln, Heringsfilet und Halsketten

 

Weihnachten - ein Wort, um es sich auf der Zunge zergehen zu lassen:
W  - wie Wärmespeicher,
E  - wie Energiespender,
I  - wie Ideenschmiede,
H  - wie Halt geben,
N  - wie Nüsse und Lebkuchen
A  - wie Abendmahl,
C  - wie Christus ist geboren,
H  - wie heut oder nie,
T  - wie Teller spülen,
E  - wie Engelsgesänge unterm    Baum,
N  - wie Nadeln in der Kaffeetasse ,

Für mich hat Weihnachten noch immer einen ganz besonderen Zauber. Glücklicherweise habe ich keinerlei wirklich traurig- rührige Erinnerungen an irgendwelche Heilig- Abende, die mir heute das Herz schwer machen.
Rührend ja, aber immer mit einem sehr schönen herzlichen Gefühl, das mich schon in der Erinnerung daran eher glücklich als traurig macht.

Angst vor den Feiertagen habe ich nur einmal gehabt, - das war in dem Jahr, als mein Vater gestorben war und wir zwei Töchter erstmal nicht wussten, wie wir den Heilig Abend rumbringen sollten, ohne daß Mutter und auch wir selber ständig heulen müssten bei den Gedanken an ihn.

Bis wir dann auf die geniale Idee kamen, liebe Verwandte einzuladen, eine Familie mit zwei Kindern, die, um uns zu helfen und beizustehen, ihre eigenen Familien- Traditionen über Bord warfen, und das Weihnachtsfest nicht im trauten Kreis gemütlich zu Hause, sondern bei uns feierten. Das Ganze gestalteten wir als Überraschung für Mutter, die erst von dieser Planung erfuhr, als die ganze Familie plötzlich in der Küche stand. Unvergesslich diese große Freude, die Mutter plötzlich nach Monaten der Trauer endlich einmal wieder im Gesicht stand.
Also,- wie könnte ich selbst dieses Weihnachtsfest in trauriger Erinnerung haben ?

Rührend und wunderschön auch die Erinnerung als zum ersten Mal meine Nichte Angela, als drei Monate junger Weihnachtsengel, beim Fest dabei war. Zu der Zeit spielte ich ein wenig stümperhaft Gitarre, konnte mal gerade ein paar Weihnachtslieder begleiten und hatte auf  die Melodie von "Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen" ein Lied für sie gemacht. Als ich das dann am Heilig Abend, überraschend für alle, vortrug, flossen die Tränen reichlich.

Weihnachten ist einfach nur schön!

So sollte es auch diesmal wieder sein.

In den letzten Jahren hat sich zwischen meinem Herzensgatten und mir ein ganz besonderer Geschenk- Rhythmus eingespielt. In den Wochen vorher erklären wir uns gegenseitig ganz ernsthaft, dass es aber dieses Mal wohl keine Geschenke gibt, da wir doch gar keine Zeit und sowieso kein Geld hätten, um was Schönes zu besorgen. Und im übrigen sind wir ja auch keine kleinen Kinder mehr, die nun unbedingt etwas geschenkt haben wollen. Wobei sich jeder von uns völlig klar darüber ist, dass man selber genau wie der andere total enttäuscht wäre, wenn wirklich mal keine Kleinigkeit da ist.

Doch je näher das Fest diesmal rückte, desto glaubwürdiger erzählte ich meinem Herzensgatten, dass ich aber nun ganz bestimmt und wirklich nichts, aber auch gar nichts für ihn gefunden hätte. Wogegen er bekanntgab, dass er diesmal doch etwas besonders Schönes für mich hat, und er sich doch freuen würde, wenn ich nur ein bißchen, - etwas, das vom Herzen kommt, - für ihn besorgen würde. Schön wär doch auch etwas Selbstgebasteltes.

Das Fest nahte, und der 1. Weihnachtstag kam. Da wir am Heilig Abend immer mit meiner Schwester und ihrer Familie bei meiner Mutter sind, ist seit Jahren die Bescherung in unserer Kleinfamilie am 25.Dezember.
Wenn der Laden geschlossen ist, wir uns festlich gekleidet haben, stehen wir im dunklen Korridor vor der Wohnzimmertür und Gillian sorgt mit einem auf ihrer Tenorflöte gespieltem Weihnachtslied für die erste Rührungs- Gänsehaut. Wenn dann die Tür geöffnet wird, der Baum mit unzähligen Lichtern uns entgegenstrahlt ... dann ist Weihnachten.

In diesem Jahr haben wir eine Kiefer, nach landläufiger Meinung viel zu groß für unser kleines Wohnzimmer. Aber uns stört es nicht, daß wir in den nächsten 5 Wochen eben nicht an den Schreibsekretär drankommen und das Fenster nur mit akrobatischen Verrenkungen geöffnet werden kann.

Der Baum ist wie jedes Jahr mit goldenen Ketten, roten Schleifen, Holzteilchen und Wachsfiguren,die Gillian irgendwann gebastelt hat, - einem großen Engel, einer beeindruckenden Sonne und einem leuchtendem Mond üppig geschmückt. Alles zusammen wirkt rot- golden und verbreitet weihnachtliche Wärme.

Nach höflichem Zögern stürzt sich Gillian auf die Geschenke, die einheitlich liebevoll verpackt, daneben auf einem goldenen Tuch liegen.
Erst als sie damit fertig ist, ihre reichlichen Diddelmaus - Artikel, die sie sich gewünscht hatte, ihren neuen Putzkasten für´s Pferd, mit diversen Bürsten und Leckerlis (natürlich auch für´s Pferd) und noch so andere Kleinigkeiten auszupacken, übernimmt sie den Job als Geschenkebote.

Abwechselnd für meinen Herzensgatten und für mich holt sie die Päckchen, die jeweils der andere bereitgelegt hat, herein.
Ich bekomme zuerst, mit viel Liebe in schönes Papier eingeschlagen, einen Keramik- Nikolaus, - genau so einen, wie wir ihn zig mal in den letzten Wochen verkauft haben, und mit schlafwandlerischer Sicherheit hat mein Herzensgatte genau das Modell ausgesucht, das ich schon beim Einkauf vor einem halben Jahr nicht ganz so toll fand.
Danach bringt Gillian mir ein Päckchen mit Käse- Scheibletten(!). Ich mag Käse ja recht gerne, ... aber als Weihnachtsgeschenk ???
Als danach in den folgenden Päckchen Salami, Kochschinken, Toastbrot und noch mal Käse auftaucht, ist es natürlich für mich nicht mehr ganz so schwierig zu erraten, dass jetzt der Sandwich- Toaster folgt, der auch auf meiner Wunschliste stand.

Zwischendurch bekommt der Herzensgatte seine Geschenke. Als erstes eine selbstgebastelte Angel aus einem goldenen Stöckchen mit einem Bindfaden dran. Besonders zu beachten ist der kunstvolle Angelhaken aus einem Stück Draht.
Und da er sich ja mit Kleinigkeiten und Selbstgebasteltem zufrieden geben wollte, folgen ein kunstvolles Papierschiffchen, eine Packung Matjesheringe, eine Dose Heringsfilet in Sahnesoße und ein Schälchen Heringsalat. Alles natürlich in schönstem Weihnachtspapier, mit Schleifchen und Herzchen verziert.

Ein Geschenk, das besonders viel Mühe gekostet hatte, ist das von Gillian gestrickte Läppchen, ca fünf mal fünf cm groß, das er wahlweise als Daumenschutz oder als Augenwärmer (natürlich nur für ein Auge!)  benutzen kann.

Gegenüber dem Spaß, den wir mit diesen Geschenken hatten, ist es schon gar nicht mehr so wichtig, dass ich auch noch für den Herzensgatten eine Laserstrahl- Lampe als Schlüsselanhänger habe und eine Angel- CD- Rom, mit der er auch bei schlechtestem Wetter trocken und gemütlich seine Lachse und Forellen an Land holen kann.

Als ich denke, dass wir nun aber endlich in Ruhe Kaffee trinken können, folgen noch mehr Päckchen für mich. Und zwar von der Größe, von der man sagt, dass Frauen sie besonders gern haben. Klein und handlich erscheinen noch Ohrringe und eine Halskette, die er für mich besorgt hat.

Friedlich, fröhlich und gemütlich- das ist Weihnachten für mich.

Falls es noch jemanden interessiert, was wir am 1. und 2. Weihnachtstag und an dem darauffolgenden Wochenende zu den Hauptmahlzeiten gegessen haben ...

           ....Sandwich, Sandwich, ... und wieder Sandwich.