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Mein Freund, der  Computer

Mein Freund, der Computer

oder

Die Suche nach dem verborgenen Platz
 

Schon seit langer Zeit schreibe ich gerne....  Briefe - Gedichte - Geschichten - Sinniges, Unsinniges und Wahnsinniges. -
Mit Kugelschreiber, Bleistift oder Füller, - auf Zetteln Blocks oder farbigem Papier - - Seiten um Seiten schon gefüllt, - mit vielen Gedanken, Herzblut und Spaß !

Doch die richtige Sucht packte mich erst, als ich, fast durch Zufall, an einen Computer kam.
Bei der rasenden Entwicklung der Technik schon fast ein antikes Modell, ausgestattet mit vorsintflutlichem Windows 3.1.
Sowas hat doch heute kein dynamischer PC- Benutzer mehr. Aber mir reichte es völlig für meinen Einstieg in diese Wunderwelt.

Von den ersten Anfängen an war ich fasziniert. Was man alles damit machen konnte!!!
Einfach drauflosschreiben....    Und wenn ich etwas am Text ändern will -
kein Tipp Ex mehr - kein Blatt-aus-der-Maschine-reissen-"Son-Mist!"-und-weg-damit!-  Nein, ganz problemlos die Wörter auswechseln, ändern und umstellen.
Kein Vorschreiben und zeitraubendes abtippen mehr ! - Nein, einfach loshacken und - "Ich habe fertig !"
Kein langwieriges Kopieren im weit entfernt liegenden Copie- Shop! - Nein! Ausdrucken, so oft ich den Text brauche. Einfach genial.

In kurzer Zeit lernte ich dieses Teil für die vielfältigsten Dinge einzusetzen. Nicht nur meine intimsten Geheimnisse vertraute ich diesem elektronischen Superhirn an, - auch für`s Geschäft konnte ich darauf arbeiten.
Die gesamte Friedhofskartei richtete ich ein, entwarf die Flugblätter für die Werbe- Aktionen und bastelte alle möglichen Schreibvorlagen, die die Organisation in unserem Betrieb erleichtern helfen sollten.

Schon nach kurzer Zeit hatte ich zu meinem Compi, wie ich meinen vertrauten Freund liebevoll nenne, eine sehr persönliche Beziehung aufgebaut. Ich hatte immer Verständnis für ihn, wenn er mal wieder seine Mucken zeigte. Wenn er mir signalisierte, dass er unzufrieden mit der Kapazität seines Arbeitsspeichers war, dann legte ich ihn eben erst mal eine Runde schlafen und danach war er wieder fit für all die komplizierten Arbeitsgänge, die ich ihm abverlangte. Nicht etwa, dass ER MICH immer versteht, aber da nehme ich natürlich Rücksicht....... schließlich heißt es ja schon DER Computer, also männlich .... ,
und was will frau da erwarten ?

Ein Computer- Skeptiker hat einmal die 9 Stufen der Gefühle des Menschen zu diesem Gerät benannt. Da geht es von Misstrauen und Erstaunen zum Vertrauen, über Jubel und Liebe zur Ernüchterung, zum Frust und der Wut bis bei der Endstufe der Computeraner auf der Couch des Psychaters landet.

Also ich befinde mich fast immer zwischen Jubel und Liebe, - bis auf die seltenen Vorfälle, wenn mein Compi meint, mal wieder den Macho raushängen lassen zu müssen und partout nicht begreifen will, was ich von ihm erwarte.
Das ist dann immer der Moment, wo mir klar wird, dass diese Teile eben doch von Männern gebaut werden, - wie will man da eine vernünftige Logik erwarten. - Und dann lande ich eben auch kurzzeitig mal bei Frust und Wut.

 

Die ganze Apperatur stand von Anfang an bei uns im Essraum, wo sie mit der Zeit immer mehr Platz in Anspruch nahm und diesen Raum langsam aber stetig in ein Büro verwandelte.

Meinen Herzensgatten, der gar keinen Draht zu dieser Technik hat, störte das sehr und er baute nach und nach Stufe 7 und 8 (Frust und Wut) auf, ohne überhaupt die Tastatur zu betätigen.
Mich störte an dem Standort lediglich, dass ich dort erst spät abends alleine war, um daran meine Geschichten zu schreiben, bei denen ich es eben nicht so gern hatte, wenn mir unverhofft jemand über die Schulter schaute. So schnell konnte ich oft gar nicht die Maus klicken, um das Schriftbild verschwinden zu lassen.  Nein, nein... meine kleinen Geheimnisse wollte ich schon gerne für mich alleine haben.

Eine gewisse Hilfe war es dann für mich, als ich mir den kleinen Bruder des großen Compi anschaffte. Ein Wahnsinnsteil !  Darauf kann ich schreiben, speichern, rechnen, Adressen notieren und das Beste ist, dass das Ding so klein ist, dass es in jede Handtasche passt.
Nach kurzer Zeit war der Minicompi mein ständiger Begleiter. Wenn ich irgendwo in einem Café oder dergleichen sitze und darauf schreibe, denkt die Bedienung immer, ich rechne die Speisekarte nach oder irgendsowas Schwachsinniges, - kein Mensch kann sich wohl vorstellen, dass frau da einfach sitzt und schreibt....... Sinniges, Unsinniges und Wahnsinniges....

Zuhause kann ich dann das alles auf den großen überspielen und dementsprechend bearbeiten. Es ist einfach eine tolle Sache, - und wenn es das noch nicht geben würde, dann hätte es unbedingt für mich erfunden werden müssen.

Nun stehen große Veränderungen bei uns an. Der ganze Betrieb wird organisatorisch umgestaltet und das kleine Büro neben dem Laden wird nicht mehr in der Form genutzt werden wie bisher.
Schon seit langer Zeit, seitdem diese Änderungen im Gespräch sind, spiele ich mit dem Gedanken, mir diesen Raum unter den Nagel zu reissen. - Nur für mich !!!  
MEINE Schreibstube !  
MEINE Höhle, wo ich mich verkriechen kann, - wo ich meine Wunden lecken oder meine Triumpfe genießen kann !   Wo ich arbeiten, telefonieren, schreiben, denken, weinen, singen und träumen kann ! Wo ich alles machen kann, bei dem ich eben nicht so gerne gestört werden möchte !

Anfang des Jahres wurde der Raum nach dem Brand im Laden neu gestrichen.
Ich wurde losgeschickt, um einen neuen PVC- Teppich zu kaufen.
Vorgabe: Billig und unempfindlich !

Was ich in den Teppichläden vorfand, war entweder zu hell, zu teuer oder in braunen Holztönen. So einen Plastik- Parkett- Boden wollte ich nicht. Und dann hatte ich doch auch schon diese Vision im Kopf, mir irgendwann aus dem Raum ein helles, buntes Schmuckkästchen zu basteln. So kam ich mit einem Bodenbelag nach Hause, der bei meinen vernünftig denkenden Familienmitgliedern erstauntes und entsetztes Kopfschütteln hervorrief.

Hell ! -  Weiß mit hellgrau und einem Schimmer Farbe darein gehaucht. Wieso ich nun gerade auf die Farbe mint gekommen war, die nun so gar nicht zu meinen Lieblingsfarben gehört, war mir schon ein paar Stunden später auch nicht mehr so ganz klar, doch je mehr ich zu hören bekam, dass dieses Muster absolut unpassend wäre für ein mit Dreckschuhen benutztes Büro, desto vehementer verteidigte ich meine Farbwahl, die irgendwie für mich der Inbegriff des Frühlings wurde.

Der Schrank, der bislang in dem Raum stand, war von dem russigen Schmier des Feuers dermaßen versaut, dass auch nach stundenlangem Putzen keine andere Lösung als der Container blieb. Wir brauchten kurzfristig und möglichst kostenlos einen neuen !

Der Zufall half, dass wir sofort aus einer Umzugsmasse einen dunkelbraunen Wohnzimmer- Eichenschrank bekommen konnten. Froh darüber, wieder eine Möglichkeit zu haben, allen Kleinkram hinter Türen verstauen zu können, nahmen wir das Riesenteil dankbar an.

Kaum war er aufgebaut, hatte ich das Gefühl, dieser Koloss erdrückt mich und meine Springtime- Stimmung. Er beherrschte den kleinen Raum mit seiner dunklen Ausstrahlung, - vernichtete jede zart aufkommende Hoffnungsblüte.
Doch wir hatten keine preiswerte Alternative und ich fand mich oberflächlich damit ab.

Monate später, Mitte September, ich war gerade frisch gestärkt aus einem Kuraufenthalt zurück, rief ein Bekannter an: "Könnt Ihr einen Ausstellungsschrank gebrauchen? Bei meinem Freund in der Apotheke wird so ein großes Teil rausgeschmissen. Da waren bis jetzt Kosmetika drin. Große, offene Regale, die Böden aus Glas - dahinter Spiegel, - und unten, so bis einen Meter hoch, sind die Schränke zu, - da kann man gut was dahinter verstauen. Der ganze obere Teil ist auch noch beleuchtet. Könnt ihr das nicht im Laden gebrauchen, um Gestecke reinzustellen ?"
Ich hielt innerlich schon die Luft an, weil ich ahnte, dass hier vielleicht......
"Welche Farbe hat der Schrank?" -
"Der ist weiß. Und dann ist der so an den Kanten farblich abgesetzt ...." -
Ich wusste eigentlich schon, was jetzt kommt ....
" ....in mint !" -
Das musste er sein: Mein Traumschrank für meinen Traum- Raum !

Ein paar Stunden später war das Teil in unserem Laden und in Windeseile hatte ich den braunen Koloss ausgeräumt, damit er den Weg aller Bretterwände gehen konnte, Richtung Sperrmüll.

Endlich bekam das kleine Büro ein wenig den Flair, den ich mir vorstellte. Jetzt stimmte die Stimmung in dem Raum.

Und nun im Dezember, nach der arbeitsreichen Advents- Saison, nahm ich mir die Zeit, an dem Traum weiter zu arbeiten.
Samstag mittag, Laden geschlossen, und ich war ganz alleine. Stühle raus, - fegen - wischen - putzen.....
Meinen großen Compi aus dem Essraum geholt und vorsichtig ins Büro geschoben.

Daneben ein praktisches, gelbes Regal, das seine ganz eigene Geschichte hat.
Ich habe es vor 12 Jahren von einer Freundin bekommen, die es nicht mehr brauchte. Zu der Zeit war ich hochschwanger und richtete das Kinderzimmer ein. Mit ganz viel Liebe (und Rückenschmerzen) habe ich damals dieses Möbelsstück abgeschmergelt und in einem sonnigen Gelb gestrichen.
Nachdem das Regal vor ein paar Jahren aus dem Zimmer verbannt wurde, hat es mir schon bei den Arbeiten vor den Adventsausstellungen gute Dienste geleistet. Ich hatte es immer neben meinem Arbeitsplatz stehen und darin meine persönlichen Dinge aufgebaut. In diesem Teil stecken so viele positive Energien, dass sie für meinen Raum nur nützlich sein können.

In dem mint- weißen Glas- Regal- Schrank steht nun, neben vielen Fachbüchern, meine Musikanlage mit den ganzen wichtigen Cassetten, und natürlich habe ich mir meine Kaffee- Ecke eingerichtet.
Meine Lieblingstassen, der Wasserkocher und das Glas mit Schnell- Schon- Café, - alles übersichtlich auf gelben Servietten mit blauen Herzchen.

Meine Figuren, diese dicken, bunten Frauen, die ich vor fast zwei Jahren gemacht habe, - die mir viel bedeuten, - die vieles in mir verändert haben, - die sind natürlich auch bei mir.
Eine rote Tänzerin beobachtet mich aus dem Glas- Regal und eine blaue Freiheitskämpferin, die Mut und Stärke demonstrierend einen Arm  in die Luft streckt, beflügelt mich von einem anderen kleinen Schrank aus. Ein schmaler, antiker Büroschrank, den ich mit einem mintfarbenen Tuch der allgemeinen Farbgestaltung angepasst habe.

An der Wand hinter meinem Compi sind all die Sprüche- Karten, die mir wichtig sind. Diese wunderschönen Texte, die mich aufmuntern, wenn es mal wieder nötig ist, (Geld macht nicht glücklich- Gelb macht glücklich !) - die mich trösten ( Alles wird gut !!!) - oder zum Schmunzeln bringen. ( Alle wollen mein Bestes, aber ich gebe es nicht her !)


Und so sitze ich nun hier, schreibe meine Geschichten, schlürfe zwischendurch einen Kaffee und genieße diesen Traum- Raum, - meine Freiheit, hier sitzen zu können und kann den Spruch auf der Karte vor mir nur bestätigen :

Die beste Möglichkeit,

Träume zu verwirklichen,

ist aufzuwachen !