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Missfits

Die Missfits

oder

Wie sich eine Kühltasche in den Vordergrund spielt.

 

Sommerzeit, das Wetter lädt ein in die Sonne zu kommen, es riecht nach Sonnenöl, Grillwürstchen und Freizeit    ----    
Und die Missffits treten in der Freilichtbühne Wattenscheid auf.

Schon Monate vorher hatten wir, - auf genau diese Klimalage hoffend, - Karten besorgt. Ein ganzer Trupp freute sich zusammen auf diesen Abend. Angela bekam die Aufgabe, sich früh genug dort anzustellen, um für gute Plätze zu sorgen.
Die Veranstaltung war seit Wochen ausverkauft.

Als um sechs Uhr Einlass war, stand sie in der ersten Reihe am Tor und stürmte an die Bühne.

Einfache Holzbänke waren dort aufgebaut, - und auf der ersten war ein großes, weißes Schild geklebt: Reserviert, daneben Pfeile gemalt nach rechts und links. Man konnte somit nicht genau erkennen, wieviele Plätze nun eigentlich gemeint waren.

Unsere Gruppe aus neun Personen setzt sich nun also in die zweite Reihe und legt Taschen und Westen erstmal vor sich auf die freie Bank.

Da wir ja vorher wussten, wie weit der Weg zu den Getränkeständen ist, und dass neun Personen einen enormen Flüssigkeitsbedarf haben, hat mein Herzensgatte in seiner allseits bekannten und geschätzten Weitsicht eine Kühltasche voller Getränke mitgenommen, die auch erstmal auf der leeren Bank vor uns Platz findet und nun nach und nach erleichtert wird.
Kühles Bier gefällig ?
Wer  möchte noch ein Wasser ?

Diese Kühltasche ist schon fast eine Antiquität. Da die modernere momentan nicht auffindbar ist, (wem haben wir die denn mal wieder geliehen ?), haben wir ein uraltes Möhrchen ausgekramt, das meine Eltern schon vor über 30 Jahren mit auf ihre Ausflüge genommen haben.

Während sich nun das weite Rund der Freilichtbühne immer mehr füllt, die Leute immer enger zusammenrücken, - ist die erste Reihe noch immer nur von Westen und Taschen belegt.

Es erscheint auch bis zum Beginn der Vorstellung niemand mehr, der die reservierten Plätze einnehmen will.

Die Künstlerinnen kommen auf die Bühne und begrüßen in gewohnt flapsiger Art das Publikum. Beweisen ihre Spontaneität durch das Einbeziehen einer großen Libelle, die plötzlich auf der Bühne rumfliegt und ihre Konzentration auf den üblichen Text stört.

Mit einem Mal stutzt die eine: "Du, das habe ich auch noch nicht gesehen.... guck mal.... in der ersten Reihe sitzt eine Kühltasche !" -

"Tatsächlich! ... Das gibt`s auch nur in Wattenscheid!" - "Oder vielleicht noch in Bottrop ...!  Und so eine schöne ! Tolles Design !  Fünfziger Jahre ???"  - was wir, dahinter sitzend, nur lachend und nickend bestätigen können.

Das Programm läuft in gewohnter Weise ab und die beiden bringen einen Gag nach dem anderen.
Sie stellen die anwesenden Musiker auf der Bühne einzeln vor. 
"Und hier am Klavier haben wir den Bernd, - der ist noch frei. Wenn also eine der anwesenden Damen Interesse hat, ...." Und sie preisen ihn an wie ein besonderes Sonderangebot aus der Fleischtheke. "Vielleicht können die Damen, denen er gefällt, in der Pause eine Interessengemeinschaft bilden. Die treffen sich dann am besten hier vorne an der Kühltasche !"   ------

Die Missfits sinnieren darüber, warum Kartoffeln immer Frauennamen haben. Sieglinde, Herta ..... usw.
Der Einwand des Klavierspielers  "Vielleicht wegen des Aussehens !" wird bitterböse von den beiden abgeschmettert.
Sie überlegen lieber, welche schönen Männernamen dazu passen könnten und suchen  in den ersten Reihen nach passenden Anregungen. "Wie heißen Sie denn zum Beispiel?" wird mein Herzensgatte persönlich angesprochen.
"Gerd!" - "Na, das wär`s doch: Der festkochende Gerd !" -
Klingt jedenfalls positiver als der `mehlige Werner` , der danach drankam.

In der Pause kommen tatsächlich Leute nach vorne um sich die Kühltasche anzusehen, kaum glaubend, dass dies tatsächlich keine abgesprochene Sache mit den Künstlerinnen ist.
Nein, diese Kühltasche ist wirklich ein Zufallsprodukt in dieser Vorstellung.

Mit wundgeklatschten Händen, Zwerchfellerschütterungen dritten Grades und sonnigem Strahlen in allen Gesichtern endet die gelungene Veranstaltung.

Der Nachteil von Sitzplätzen in der ersten Reihe ist, dass man erst als letztes rauskommt. Da wir alle ordentlich Hunger, aber keine Lust haben, uns noch ein Lokal zu suchen, wo doch eine so schöne Terrasse zur Verfügung steht, wird noch vom Sitzplatz aus per Handy der vielgelobte Pizza- Flitzer angerufen und schon wieder stehen wir im Mittelpunkt des Interesses der Nachzügler um uns herum, als mein Herzensgatte die lange Liste der Bestellungen durchgibt.

Nun müssen wir aber unbedingt noch ein Autogramm der beiden direkt auf die Kult-Kühltasche haben und mein Herzensgatte stürzt sich ins Gewühl. Die Künstlerinnen geben grundsätzlich nach jeder Vorstellung noch Unterschriften zur Freude der Fans.

"Ach, da ist ja der Gerd mit der Kühltasche !" wird er sofort von Stefanie Überall begrüßt.
Eine Zuschauerin meint zu ihrer Freundin: "Vielleicht sollten wir uns von dem auch gleich ein Autogramm geben lassen !"

Mein Herzensgatte fällt mal wieder überall auf netteste Weise aus jedem Rahmen.

Muss ich noch erwähnen, dass in beiden lokalen Zeitungen beim Bericht über den Abend natürlich auch die Kühltasche erwähnt wurde, und wir in der nachfolgenden Zeit immer wieder darauf angesprochen wurden ?

Schon erstaunlich wie viele unserer Kunden und Bekannten in diesem Konzert waren !!!