Die Welt ist viel zu bunt, um schwarz zu sehen !!!

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Nur Mut

Nur Mut !!!

Ein verregneter Tag in Holland. Mein Herzensgatte und ich haben eine ausgiebige Strandwanderung hinter uns und wollen nun in irgendeinem gemütlichen Restaurant zu Abend essen.
Vor einem heimelig aussehenden Lokal bleiben wir stehen und begutachten die Speisekarte neben der Tür. Durch die großen Fenster können wir die Innenräume und die anwesenden Gäste sehen.

Wir wirken sicher wirklich etwas "regentechnisch heruntergekommen" in unseren durchgefeuchteten Jacken, mit den sandbespritzten Hosen und den etwas angeplätteten Haaren. Dazu noch dieser Hund an der Leine, der auch nicht den gepflegtesten Eindruck macht mit seinem nassen, schmuddeligen Fell.
Aber viele laufen heute hier in diesem Styling rum. Das ist noch kein Grund, um hier angestarrt zu werden.
Doch dass wir beide einige Kilos mehr auf die Waage bringen, als das gängige Schönheitsideal erlaubt, scheint ein Grund zu sein. Zumindest für die Gruppe, die direkt am Fenster sitzt und uns schon durch die Scheibe bestaunt.

Fast bin ich geneigt vor diesen wohlbekannten Blicken Reißaus zu nehmen und ein anderes Lokal zu suchen, aber der Wunsch nach einem warmen Sitzplatz ist stärker -und ich folge meinem Herzensgatten durch die Tür.
Die sechs Leute an dem Tisch direkt daneben wirken wie aus einem Modejournal entstiegen:
jung, schön, blond und blauäugig! Ken und Barbie dinieren mit ihren Freunden!

Doch nun kann keiner mehr weiterspeisen, da sie mit offenem Mund diesem Mann hinterherstarren.
Mauseloch, wo bist Du?
Am liebsten würde ich mich gar nicht weiter in ihr Blickfeld begeben, aber die ersten Augenpaare sind auch schon auf mich gerichtet.
Da muß ich durch!

Doch nach zwei Schritten ist mein Trotz erwacht.
Was bilden die sich eigentlich ein?
Warum muß ich mich hier so klein und häßlich fühlen?
Barbie war doch noch nie mein Ideal gewesen.

Der Kopf rückt wieder nach oben, ich drehe mich um und blicke mutig in die Runde:
" Möchte jemand gerne ein Foto von uns ??? "

Da kommt Bewegung in die eingeeisten Figuren, - alle haben plötzlich mit Messer und Gabel zu tun und versuchen meinem Blick auszuweichen.
Nur Ken lächelt mich verlegen an, ist das nun Bewunderung für meinen Mut oder peinliches - Berührtsein in seinem Blick? -     "N...nein,.... schon gut,...... war doch nicht so gemeint..."

Ich blicke noch einmal über die ganze Runde steriler Modepüppchen und gehe stolz zu meinem Herzensgatten.
Den ganzen Abend kommt aus der Richtung nicht ein Blick mehr zu unserem Tisch.

Von anderen Tischen schon, - denn manch einer hätte gerne gewußt, wieso die beiden Dicken da am Fenster eigentlich so einen riesen Spaß miteinander haben......