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Oh Tannebaum...

Oh Tannebaum...

Weihnachten, das Fest der Liebe, - der guten Wünsche,- und der glücklichen Gesichter.
Wann sonst im Jahr wird einem das Wort Liebe so oft um die Ohren geschlagen, wie in dieser Zeit? Wann sonst spricht man so häufig von der Gesundheit, die man den Mitmenschen wünscht, "Frohes Fest! und Gesundheit,... denn das ist das Wichtigste!"
(- wirkt aber nur mit ernster, bedeutungsvoller Miene.)

Und glücklich sind natürlich auch alle,
- die Kinder sowieso- wenn denn Harry Potter unter dem Weihnachtsbaum liegt,
- die Eltern auch, (Eltern sind grundsätzlich glücklich, wenn es die Kinder sind!)
- die Geschäftsleute natürlich auch, wenn genug Harry Potter Artikel verkauft werden konnten.
Also eigentlich sind alle glücklich und zufrieden.

Warum nur wirken die Leute , die bei mir ihren Weihnachtsbaum kaufen so unzufrieden? Nun würde ja die Antwort naheliegen, daß es an meinen Tannen liegt.
Aber weit gefehlt. An anderen Weihnachts- Tannenbaum- Verkaufs- Stellen sieht es ganz genauso aus.

Der Kauf eines Weihnachtsbaumes ist nun mal eine ernste Sache, und da kann man nicht so tun, als würde das auch noch Spaß machen. Schließlich ist so ein Baum eine Anschaffung, die den Menschen durch ganz besonders wichtige Tage begleitet.

Es gibt verschiedene Kategorien von Baum- Käufern.
Da ist einmal die ganze Familie, die geschlossen kommt und festen Willens ist, den Baum für`s Leben zu finden. Nachdem ich durch die anfänglichen begehrlichen Blicke der Eltern feststellen konnte, welche Größe in etwa angepeilt wird, hole ich die ersten Exemplare aus der Masse hervor und drehe sie kreiseltechnisch vor den skeptischen Augen der Familie. Einer der Eltern ist meistens ganz angetan, der andere findet sofort die abgebrochene Spitze links unten, direkt unter dem großen Zweig, während die Kinder, soweit im Kindergarten- oder Grundschulalter, begeistert herumhüpfen, - mir ständig vor den Füßen, - und schreien: "Den nehmen wir! Den nehmen wir!"
Etwas größere Kinder, so im Teenie- Alter beteiligen sich eher fachmännisch an der Diskussion, ob der Baum nun zwischen Schrank und Sofa passt, und ob man dann noch an die Hifi- Anlage drankommen kann.

Meistens kommt Vater dann auf die Idee doch neben den beiden Bäumen, die ich schon beidhändig vorführe, noch einen dritten im Vergleich sehen zu wollen. "Schätzchen, halt doch mal eben den noch daneben!" Während Mutter dann mit spitzen Fingern und schmerzverzehrtem Gesicht den Baum hält (Blautanne piekst an nichtbeschwielten Händen ganz erbärmlich) steht er in gebührendem Abstand mit nachdenklichen Falten auf der rauchenden Stirn um dann ernsthaft zu verkünden: "Zeigen Sie mir doch noch mal den ersten von vorhin!"

Dann gibt es die Familienväter, die alleine kommen, mit männlicher Entschlusskraft schon nach dem Durchsehen von 38 Bäumen spontan entscheiden: "Den nehme ich!" und dann nebenbei bemerken:"Es ist ja sowieso egal, die hat zu Hause ja doch wieder was dran auszusetzen!"

Auch Frauen kommen gerne mal alleine oder mit Kindern, - manche trauen sich sogar einen Baum selbstständig auszusuchen. Viele sondieren nur das Angebot, um dann später mit Ehegatten wiederzukommen.

Ich habe es mir nie zur Aufgabe gemacht, den Leuten irgendeinen Baum anzupreisen, - nein, ich zeige nur, springe von einer Tanne zur nächsten und biete die jeweilige Schokoladenseite zur Besichtigung an. Wobei viele Kunden den Baum gerne von ALLEN Seiten wie gemalt hätten, obwohl ich schon lange nicht mehr gehört habe, dass irgendjemand noch ein solch großes Wohnzimmer hat, wo die Kinder weihnachtsliedersingend um den Baum herumtanzen können.

Vielen Kunden ist es aber Göttin sei Dank auch schon bewusst geworden, dass es auch so seine Vorteile hat, wenn eine Seite keine ausladenden Zweige hat, die sich unvorteilhaft in die Gardine bohren.

Schön ist immer wieder das Einnetzen der Tannen. Wenn denn endlich das passende Schmuckstück gefunden ist, schleppe ich es zu dieser seltsamen Vorrichtung, die immer an das Überziehen eines Ganzkörper- Kondoms erinnert. Nun muss ich an der einen Seite tief in die Röhre greifen, um das Stammende anzufassen, während der Baum auf der anderen Seite etwas angehoben werden muss, damit ich ihn überhaupt zu fassen bekomme. Das ist ein Problem!
Die meisten würden mir ja gerne helfen, aber piekstechnisch können sie nicht gut zugreifen. Da werden dann erst die Handschuhe aus dem Auto geholt, bevor es weitergehen kann, und dann stellen sie erstaunt fest: "Sie haben ja gar nichts an den Händen! Das piekst doch so! Wie machen Sie das bloß?"
Die Bewunderung für meine Hornhaut- gestählten Hände geht runter wie Öl. Dadurch bringen mir diese ansonsten so unweiblichen Schwielen doch wenigstens selbstbewußtseinstechnisch etwas Positives.

Mein eigener Weihnachtsbaum ist übrigens in diesem Jahr mal wieder eine Kiefer. Als ich den bei meinem Großhändler aussuchte, hatte ich mir dafür einen halben Tag freigenommen. Schließlich ist der Kauf eines so wichtigen Teils eine sehr ernsthafte und langwierige Sache.
Denn das sollte ja auch etwas Besonderes sein und genau in die Ecke zwischen Schrank und Sessel passen, oben etwas dichter, dafür unten schmaler,
 - und bitte keine abgebrochenen Spitzen! 

Und übrigens, unter unserem Weihnachtsbaum liegt KEIN Harry Potter - aber Glück, Liebe und Gesundheit wünsche auch ich allen meinen Mitmenschen.

 

Und Frohe Weihnachten !!!