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Prüfungs-Frust und Lust

Prüfungs- Frust und Lust

Von Angst und Mut, vom Durchwurschteln
und einer fröhlichen Plauderstunde

 

Monatelang habe ich brav zwei mal in der Woche von 17 bis 20 Uhr15 in der IHK gesessen und hatte mit Terminproblemen, Müdigkeitsanfällen und Fremdwörtern zu kämpfen.

Alles mit dem Ziel, die nötige Methodenkompetenz zu erwerben, die dann gemeinsam mit der vorhandenen Fachkompetenz und der Sozialkompetenz die erforderliche Handlungskompetenz bilden würde, um die Bescheinigung über den Nachweis berufs- und arbeitspädagogischer Kenntnisse zu erhalten. (Was auch immer das alles heißen mag !!! )

 Schon Ende Juni war die schriftliche Prüfung gewesen. Fünf lange Stunden saßen wir alle vor den Fragen, die ich mehr schlecht als recht beantworten konnte.  -- so kam es mir jedenfalls vor. Ich war der festen Überzeugung, dass ich in den Fächern "Planung und Ausführung" und "Psychologie" wohl so gerade eben die nötige Punktzahl erreicht hätte, aber in "Rechtsgrundlagen" sah ich große Lücken. Die Fragen über Betriebsrat und Inhalte der Paragraphen, - nein, das war einfach nicht mein Ding.

Aber das war nun gelaufen, und ich konzentrierte mich auf den mündlichen und praktischen Teil.

Jedes Fach ging ich in den letzten Tagen gründlich durch. Und je mehr ich lernte, desto härter traf mich die alte Erkenntnis:
Je mehr Du weißt, desto mehr weißt Du, dass Du nichts weißt.

Bis ich am Tag vor der Prüfung endgültig zu der Überzeugung kam, dass ich zwar den praktischen Teil wohl schaffen könnte, aber ganz sicher nicht die mündlichen Fragen.

Mein Mut und Optimismus sanken in den Keller. Während ich meine Arbeitsmittel für den praktischen Teil zusammenpackte, war mir völlig klar, dass ich in einem halben Jahr wieder neu anfangen könnte.

Vielleicht würde es mir helfen, wenn ich wüsste, dass der Dozent, der uns während des ganzen Lehrgangs sehr engagiert betreut hatte, auch anwesend wäre, und wählte, um mich zu vergewissern, seine Telefon Nummer.

Glück gehabt, er war zu Hause und ich teilte ihm meine Ängste und Befürchtungen mit.
"Aber ... aber, Frau Flasche- Nickel, da machen Sie  sich doch mal keine Gedanken. Sie werden mit Ihrer lockeren, frischen und offenen Art doch den Prüfungsausschuss sofort für sich einnehmen!"

Hey! Sprach der Mann wirklich von mir? So sah der mich? Warum sagt mir das denn keiner?

"Benutzen Sie Ihren klaren Menschenverstand, und so, wie ich Sie kenne, werden Sie das bravourös über die Bühne bringen."

Okay, großer Meister der Ausbildung! Ich will es gerne glauben.

Das war ja genau, wie Sie es uns beigebracht haben: 

"Selbstbewusstsein stärken”  - Eins!

 

Von da an ging es mir besser. Ich nahm noch zwei Johanniskrautkapseln zur Hebung der allgemeinen Gemütslage und packte mir die Notfall- Tropfen in die Tasche.

So war nur noch die Kleidungsfrage zu entscheiden. Nicht zu leger, - die sollen ja sehen, dass man die Sache sehr ernst nimmt, - nicht zu elegant, - das passt nicht zu mir und meiner Berufsrichtung. Schließlich hatte ich ja auch als praktische Unterweisung einen Trauerkranz vorzuarbeiten, - und das macht man nicht im Kleinen Schwarzen !

Ich wählte eine sportliche, knallgrüne Bluse mit bunten Accessoires, dazu eine schwarze Jeans. So fühlte ich mich wohl und der Spaß konnte beginnen.

Bis ich mit Tasche und Kranz am nächsten Tag um 10 Uhr vor der Tür stand, sah ich das Ganze wirklich als eine fröhliche Veranstaltung. Wenn ich nur locker genug dort auftreten würde, käme ich bestimmt mit allem anderen prima klar.

Ein sympathischer Mann bat mich herein und zeigte mir, wo ich die Zutaten für meine praktische Unterweisung aufbauen konnte.

Oft genug war es uns eingetrichtert worden, dass wir von unserer schriftlichen Ausführung der Unterweisung fünf Exemplare anfertigen sollten, und damit wir nicht in Verteilungs- Schwierigkeiten kämen (Wem geben wir kein Exemplar, wenn es sechs oder gar mehr Prüfer sind? ), so sollten wir alle fünf Mappen einem der Herren in die Hand drücken.

Darauf war ich nun programmiert und mir fiel überhaupt nicht auf, dass logischerweise drei nette Herren keine fünf Hefte brauchen.

Aus den Augenwinkeln konnte ich die positive Reaktion beobachten, als sie in die Mappen blickten. Wahrscheinlich waren dieses hier von den 25 Prüflingen die einzigen Unterweisungen, die auf farbigem Papier, dazu in bunter Schrift, angefertigt waren.

Ich stehe am Tisch hinter meiner Kranzunterlage und warte lächelnd darauf, dass die Herren ihre Gespräche beenden. Ich habe ja Zeit ..... Aber die haben nur 30 Minuten für mich.... redet schön, ... dann stellt ihr mir auch nicht so viele Fragen ....

"Guten Morgen, Frau Flasche- Nickel, Brauchen Sie einen Auszubildenden von uns, oder wollen Sie Ihre Unterweisung uns dreien gemeinsam geben ?" Freundlich spricht der Herr in der Mitte mich an.

"Meine Unterweisung ist für eine Person ausgerichtet."
"Sie dürfen sich dann einen von uns aussuchen, - das ist Ihre Entscheidung!"

 Na klasse, wen nehme ich denn jetzt? Der in der Mitte ist ja recht sympathisch, das habe ich nun schon gemerkt, - die beiden anderen müsste ich erst abchecken.

"Ich würde mich freuen, wenn Sie zu mir kommen würden", strahlte ich ihm also mein freundlichstes Kunden- Lächeln entgegen.

"Aber gerne, in welchem Jahr bin ich denn überhaupt?"-

"Sie sind jetzt Frau Müller und Ende des ersten Ausbildungsjahres." schmunzelte ich. "Nun, guten Morgen, Frau Müller, ich hoffe es geht Ihnen gut. Ist das so?" Er-sie bestätigte mir das und ich begann, die vor uns liegenden Ausbildungsmittel zu erklären.

Die Kranzunterlage, gewickelt aus Koniferengrün mit dem wohlklingenden Namen Thuja plicata aurea variegata.   -"Aber die kennen Sie ja schon von der letzten Unterweisung, als Sie so ausdauernd das Wickeln des Kranzes geübt haben! Das haben Sie ja wirklich schon sehr gut gemacht!" - Sozialverstärker untergebracht! Prima!

"Hier haben wir dann die üblichen Arbeitsmittel jedes Floristen: Messer und Schere, - Achtung , Verletzungsgefahr! -dann den Wickeldraht und die Steckdrähte, - immer mit der spitzen Seite nach unten in den Drahtständer stellen, - aber das wissen Sie natürlich längst von anderen Arbeiten, - den Oasis Steckschwamm kennen Sie natürlich schon von Gestecken, die Sie in Schalen gemacht haben,..." Mein/e Auszbildende/r nickt wissend bei meinen Ausführungen, -  "und hier haben wir das Sphagnum- Moos..." Frau Müller guckt schon wieder, als kenne sie das natürlich...    "Das ist jetzt was Neues! Damit hatten Sie ja bisher noch nichts zu tun."

"Ah ja," - Frau Müller nimmt die Rosenschere in die Hand, - betrachtet sie eingehend - "Darf ich denn damit auch Draht schneiden?" -

Erwischt! Ich habe den Drahtschneider vergessen! So ein Mist! Den benutzt in der Praxis kein Mensch, aber eigentlich sollte man es, um die Schere zu schonen. Wie komme ich denn aus der Falle wieder raus?

"So dünne Drähte, wie diesen Wickeldraht können wir ohne weiteres damit schneiden. Dafür benutzen wir ja Qualitäts- Scheren und keine Aldi- Produkte ! Der dickere Steckdraht dagegen wird immer mit einem Drahtschneider geteilt. Aber das kommt bei dieser Unterweisung gar nicht vor, wie Sie gleich sehen werden."

Geschafft! Hoffentlich merkt jetzt keiner der anderen Herren, dass ich in der schriftlichen Ausführung der Unterweisung sehr wohl den Drahtschneider mit aufgeführt habe!

"Und nun, Frau Müller, will ich Ihnen zeigen, wie Sie die Steckmasse fest und sicher auf die Kranzunterlage bringen, denn nur, wenn sie das beherrschen, dann wird es Ihnen in der Zukunft möglich sein, einen Kranz fertig zu garnieren, - also die Frischblumen nach den floristischen Regeln zu stecken. Gerade das ist ja das Schöne an unserem Beruf, dass wir dann kreativ arbeiten können. Natürlich ist es auch deshalb wichtig, das optimal auszuführen, damit die Blumen eine lange Haltbarkeit haben und der Kunde zufrieden ist. Das sollte für uns immer im Vordergrund stehen, denn von den Kunden leben wir schließlich!"

Intrinsische und extrinsische Motivation untergebracht! Sehr gut!

"Aber Sie reden hier immer von Garnierung" wirft mein/e Auszubildende/r ein, "wir sind aber doch hier bei einem Kranz für einen Toten !" - " Klar, aber wir garnieren natürlich den Kranz, und nicht den Verstorbenen, okay!?!?" bemerke ich und kann das Grinsen in der Stimme kaum verbergen. Ich habe einfach Spaß an der ganzen Sache hier.

Nun kann ich ihm/ihr endlich vormachen wie derOasis- Schwamm geschnitten wird. - "Ach, das ist ja so, wie Kartoffeln schälen!" - "Ja, sehr gut beobachtet, Frau Müller!" -

Interessiert schaut er/sie sich an, wie ich den Schwamm mit Moos umwickele, und stellt ständig irgendwelche Zwischenfragen. Auf eine/n so wißbegierige Auszubildende/n war ich ja gar nicht eingestellt. Aber immer wieder fällt mir eine pfiffige Antwort ein, die alle drei Herren immer wieder schmunzeln lässt.

Bin voll in meinem Element - hier bin ich sicher und alle Ängste vom Vortag sind nur noch Schnee von gestern.

Kurz bevor ich mit der Aktion fertig bin, fällt mir auf, dass ich die Feinlernziele (Wichtig, wichtig!) nicht im Auge gehalten habe, und dadurch eines vergessen habe, überhaupt zu erwähnen.

Jetzt noch einflechten... oder darauf hoffen, dass sie nicht so genau in den Unterlagen nachsehen ???  ------  Ich lass es weg, -- keiner spricht mich darauf an.

Der Herr rechts am Tisch meldet sich zu Wort. "So, an dieser Stelle können wir dann unterbrechen, oder ..."      zu Frau Müller gewandt,   "möchtest Du gerne noch Kartoffeln schälen ?" -  "Ach, danke nein, ich weiß jetzt, wie das geht."

Damit ist der praktische Teil schon abgeschlossen und ich setze mich nun den Herren gegenüber an den Tisch. Bequemer Stuhl, - freundliche Gesichter, - na denn legen Sie mal los, meine Herren, - ich weiß zwar nicht alles, aber mit etwas Humor werden wir doch schon die Hürden meistern !

Der Herr links, fast weiße Haare umrahmen sein Gesicht mit den freundlichen Augen, beginnt.

"Wenn es Ihnen recht ist, fange ich jetzt mit dem Fach Grundlagen an.  Na, mir soll alles recht sein. Auf geht`s!

"Wie Sie ja sicher wissen, war der ...trallala ... ja in den letzten Wochen und Monaten unterwegs um neue Ausbildungsstellen zu finden ... bla bla bla ... und hat ja auch ... " -

Worauf will der Mann hinaus? Was erzählt der mir da jetzt für schöne Geschichten von irgendwelchen Politikern? ich dachte, wir machen hier Prüfung?

"Und in dem Zusammenhang: Was versteht man denn unter Berufsbildung?"

Was will der denn jetzt wissen ???

Ich versuche mal: "Ausbildung - Fortbildung - Weiterbildung - ..."

Dazu fällt mir dann ja so einiges ein. Und ich kann locker ein wenig darüber erzählen. Komme darüber zur Flexibilität, die heutzutage immer wichtiger wird, kann auch die äußerst wichtigen Schlüsselqualifikationen mit einfließen lassen und werde mit der Frage unterbrochen: "Neben der Flexibilität gibt es noch einen anderen wichtigen Begriff, der hierzu passt, welcher ist das?"

"Da gibt es sicher eine Menge wichtiger Begriffe, welchen meinen sie da jetzt?" -

Der meint doch nicht etwa ..., das wär ja zu schön ...

"Ich denke an Mobilität."

Na klasse! Der meint es tatsächlich!

Und ich rattere in bester Technik los: "Wir unterscheiden zwischen vertikaler, horizontaler und regionaler Mobilität. Die vertikale Mobilität bedeutet, dass man wechselt zwischen Berufen, die einen unterschiedlichen Stellenwert, -Status - haben. Damit kann ein sozialer Aufstieg oder Abstieg verbunden sein. - Die horizontale ..." - "Danke, das reicht mir..." - "Oh wie schade, das kann ich doch gerade so gut!" grinse ich ihn an. "Ja, deshalb, - das merke ich doch -

Na,  das ist ja die Hauptsache!

"Wodurch kann sich denn die Ausbildungszeit verkürzen oder verlängern?"

Auch dazu fällt mir so einiges ein, kann auch gleich ein wenig Persönliches einflechten, - dass ich selber ja auch durch den Abschluss der Gärtnerlehre meine Floristen- Ausbildung um ein Jahr verkürzen konnte, und wegen "guter Führung" sogar noch mal ein halbes Jahr einsparen konnte.

"Verlängern kann man natürlich auch, wenn man aus verschiedenen Gründen die nötigen Fertigkeiten und Kenntnisse nicht beherrscht, und deshalb voraussichtlich die Prüfung nicht bestehen wird."

Das hatte ich ja gestern noch für mich in Betracht gezogen!

"Und wenn man die Prüfung nicht besteht?" will Herr Weißhaar wissen.

Danke für den Hinweis!

"Klar, dann verlängert sich die Ausbildungszeit automatisch um ein halbes Jahr."

Etwas ins Stocken gerate ich noch bei der Anzahl der Wiederholungsmöglichkeiten, aber als ich vorsichtig "zwei mal" in den Raum werfe, nickt der nette Mann daneben so aufmunternd, dass ich laut und deutlich wiederhole: "Genau zwei mal !"

Aber meine Herren, warum hätte ich mich denn auch damit beschäftigen sollen? Wenn ICH die Ausbildung leite, dann fällt da keiner durch die Prüfung!  (Es lebe der Größenwahn!)

Wechsel zum nächsten Fach. Der selbe Herr - das nächste Thema.

Langsam kann ich nicht mehr auseinanderhalten, in  welchem Prüfungsgebiet wir gerade herumtapern. Irgendwie gehört ja alles zusammen.

"Wir kennen die Begriffe Leistungskontrolle, Beurteilungen und Prüfungen. Ist das alles das gleiche,oder was sind die Unterschiede?"

Ja, die Begriffe kenn ich auch, aber wie war das doch gleich?

"Das ist natürlich nicht das gleiche. Prüfungen z.B. unterteilen wir ..." jetzt habe ich den Faden wieder!   "Zwischen und Abschlussprüfungen. Diese ... blablabla ... Kontrolle des Ausbildungsstandes ... rattata ... alle Fertigkeiten und Kenntnisse, die zum Berufsbild des Ausbildungsberufs gehören ... rattata ...  Beurteilungen sollte man nach jedem Ausbildungsabschnitt ..." -

"Wieso sollte man? Sagen Sie doch: Sie machen nach jedem Ausbildungsabschnitt ...."

Na, wenn er das so will. In welchem Betrieb wird das denn überhaupt gemacht ?

Aber ich bin ja  brav und entspreche gerne seinen Erwartungen. - Nur das Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.

"Selbstverständlich mache ICH nach jedem Ausbildungsabschnitt eine Beurteilung des Auszubildenden!  Und die Leistungskontrolle findet nach jeder Unterweisung statt." -

"Wie machen Sie die denn?" - "Äh... " Was meint der denn jetzt wieder?   "Ich kontrolliere halt, ob der Auszubildende alles so ausgeführt hat, wie ich es vorgemacht habe."

Aber ich sehe an seinem Gesichtsausdruck, dass er damit noch nicht zufrieden ist. Endlich kapiere ich, was er will und ich kann hier glücklich einen meiner Lieblingssätze einfließen lassen: "Natürlich anhand der Feinlernziele!
Denn die Feinlernziele müssen immer operationalisierbar sein!"

Das alleine muss doch zehn Extra- Punkte bringen!

 

Der Herr Rechts, - alle drei haben übrigens deutlich lesbare Namensschilder vor sich stehen, - bei meinem senilen Namensgedächnis habe ich nur keinen davon behalten, - also der Herr Rechts ist für das Fach Recht zuständig. Mein Sorgenkind.

Einer der drei will was wissen über Gesundheit und Umwelt. Und das bei meinem gesunden und ökologiebewußten Beruf ! Aber auch hier finde ich mit seiner netten Unterstützung dann so  einige Punkte, wie z.B. Atem- Schutzmasken beim Farbsprühen, - völlig unrealistisch! Benutzt kein Mensch!

Abfalltrennung! 

"Schildern Sie das doch mal anhand der Materialien, die Sie hier für Ihre Unterweisung benutzt haben!"-

Mit überzeugendem Umweltbewußtsein erläutere ich die Zersetzbarkeit von Kranzunterlage, Wickeldraht und Sphagnum- Moos. Ganz enthusiastisch wird Oasis plötzlich verrottbar. Auch nett!

Ganz allgemein weise ich noch auf die Umweltschädlichkeit von Klarsichtfolie hin, und dass wir selbstverständlich ein Schild  im Laden haben, mit dem wir die Kunden darauf aufmerksam machen.

Sehr lobenswert ! Extra Punkte für vorbildhaftes Verhalten !

Und ganz unerwartet bedanken sich die Herren plötzlich bei mir und meinen, die Prüfung wäre nun beendet.

"Och, das ging aber schnell!"

 

Und ich muss ein paar Minuten draußen warten, bis die drei alle Punkte addiert und dividiert haben.

Auf dem Flur fallen mir noch so viele schöne Sachen ein, die ich denen gerne erzählt hätte. Warum haben die mich denn nichts gefragt über Sozialisation, Akzelleration und Retardierung? Über die Freudsche Theorie des ES, ICH und ÜBERICH hätte ich doch auch was zu erzählen gewusst. Selbst die Lernzielstufen, - kognitiver, affektiver und psychomotorischer Bereich waren mir genauso geläufig wie die Lernarten: Lernen durch Nachahmung und Beobachtung, Versuch-Erfolg und Irrtum, durch Einsicht,durch Transfer und das konditionierte Lernen. Und wie gerne hätte ich über die Ausbildungsordnung mit allen Bestandteilen gesprochen. Aber nun war es gelaufen.

 

Ich werde wieder hereingebeten. Herr Mitte teilt mir lächelnd mit: "Frau Flasche- Nickel, herzlichen Glückwunsch, sie haben diese Prüfung souverän bestanden.

Das Gesamtergebnis ist eine Eins. ..."   Wie bitte, die können sich doch nur verrechnet haben!

Er nennt mir noch die Einzelergebnisse, von denen ich aber erstmal nichts behalten habe. Bestanden!!! Alles andere ist doch sowieso unwichtig.

Einpacken - bedanken - und strahlend verlasse ich den Ort dieses "Schauspiels mit komödiantischem Einschlag".

An meinem Auto angekommen, welches mal wieder im Halteverbot steht, entdecke ich, dass es der einzige Wagen in einer langen Reihe ist, der kein Knöllchen hat. Genial !!! Das passt zu meiner Stimmung !!!

 

Am nächsten Tag, als ich zwei Kolleginnen seelischen Beistand leisten will, und mit ihnen, - auf die Prüfer wartend, - im Vorraum sitze, erkennen mich die drei Herren sofort.

"Was machen Sie denn schon wieder hier? Wollen Sie noch mal dran kommen?"  - "Ach, danke, mir reicht es eigentlich!" -

"Wär doch nicht schlecht, Sie haben doch so einen Spaß dabei gehabt!"

Wie schön! Dass die das auch gemerkt haben! Das freut einen ja auch !!!