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Schiffsfahrt

Samstag 17. Juli, 4. Urlaubstag

 

 Der nächste Morgen weckte uns um 8 Uhr, also Zeit genug, um in aller Ruhe zum Bootsanleger zu kommen, und natürlich vorher noch einen Kaffee zu kochen.

 Meine Aufgabe war es wieder, mit dem netten Platz- Wächter zu verhandeln, bei dem ich schon am Vortag 20 000 Lire (ca. 20,- DM) für eine Übernachtung bezahlt hatte. Das war gültig bis 8 Uhr heute morgen.

 Er sprach NUR Italienisch, und ich das nun ja so gar nicht. So versuchte ich ihm in phantasievoller Zeichensprache klar zumachen, dass wir noch bis 14 Uhr bleiben wollten. Er versuchte mir nochmal ein Tagesticket von nun 25 000 Lire zu verkaufen. Die Verteuerung, das kapierte ich auch erst später, lag daran, dass es die beliebte Wochenendnacht war, die bevorstand.

 Wenn ich aber stundenweise bezahlen würde, so konnte ich 4000 Lire einsparen. Immerhin 4,- DM, - fast der Wert einer Schachtel Zigaretten ! oder 6 Flaschen Alpicozzi !  So bestand ich auf den Stundenpreis und bekam meinen Bon aus dem Automaten für die Zeit bis 14 Uhr dreißig.

 Stolz auf mich, meine Rechenkünste und meine Sparsamkeit ging ich zu meinen Lieben, die inzwischen das Auto klar gemacht und abgeschlossen hatten.

 Die Sonne brannte inzwischen heiß vom Himmel und wir spazierten gemütlich zum Anleger. Wir kamen zwar auch an einer Banque vorbei, aber meinten, dass das Geld eigentllich reichen müsste, und überhaut wollten wir jetzt erstmal aufs Schiff. Zwei Stunden später könnten wir ja noch immer Geld abholen, wenn wir die Rundfahrt hinter uns hätten.

 An der Anlegestelle saß eine Frau, die uns nun die genauen Fahrt- Zeiten und -Möglichkeiten erläuterte. Es handelte sich nicht um eine Rundfahrt im üblichen Sinne, sondern wir konnten nach Portevenera fahren, uns dort einige Stunden aufhalten und würden erst am Nachmittag frühestens um halb sechs zurückkehren !!!!!

 Nun passte gar nichts mehr in unserem Zeitplan.

 Die Zeit auf dem Parkplatz wäre drei Stunden überschritten, und überhaupt: Was sollten wir stundenlang in Portovenere, wenn wir nicht mal Badezeug mithatten ???

 

 Wir hatten noch eine gute halbe Stunde Zeit bis zum Ablegen des Schiffes. Als ich mich von dem emotionalen Schock erholt hatte, beschlossen wir, zurück zum Auto zu gehen, um zu versuchen die Situation doch noch zu retten. Ich wollte doch so gerne aufs Schiff !!!

 

 Nun musste ich wieder zu dem netten Parkplatz- Signori und ihm unsere missliche Lage erklären. (Nicht so einfach ohne Italienisch- Kenntnisse !)

 Er konnte es sich auch nicht verkneifen, mir klarzumachen, dass er mir doch sofort das Tagesticket empfohlen hatte.

 Es gab ein längeres Palaver, bis ich ihn endlich überreden konnte, auf den bestehenden Automatenbon die spätere Abahrtszeit mit seiner Unterschrift zu dokumentieren. Er konnte mir nicht versprechen, dass die Policia das anerkennen würde, aber dafür berechnete er mir für diesen Unsicherheitsfaktor auch keine Mehrkosten.

 Insgesamt war er wohl auch sichtlich amüsiert über diese wild gestikuliernde und leicht verzweifelt wirkende Deutsche, die da unbedingt noch ihr Schiff mitbekommen wollte.

 Meine beiden Liebsten hatten inzwischen die Badetasche gepackt und hofften, dass es nun losgehen könnte. Keine 10 Minuten später waren wir vom Auto wieder am Anleger, leicht gehetzt und schon wieder reif für die Dusche, denn der Weg lag natürlich in knalliger Sonne.

 Nun stand unserem Schiffsvergnügen aber nichts mehr im Weg. Und es hatte sich wahrlich gelohnt !!!

 

 Das Meer war strahlend blau und am Rand türkis grün. Die Sonne bestrahlte die wunderschöne Küste und zeigte uns malerische Buchten von atemberaubender Schönheit, die wir, von der Straße aus, nie gesehen hätten.

 Inzwischen hatten wir erfahren, dass wir uns an der Küste des Cinque Terre befanden. Ein besonders schönes Gebiet an der italienischen Riviera. Ich kam aus den Ahs und Ohs gar nicht mehr raus. Diese Fahrt war ein Erlebnis der Kategorie: Muss man einfach gesehen haben!

 Nach eineinhalb Stunden kamen wir in Portevenera an. Ein malerischer Hafen mit viel Tourismus und ziemlich wenig Badestrand.

 

 

 Nun drückte uns ja noch das Problem, das wir kaum noch ital. Lire in der Tasche hatten, und das am Samstag mittag !    Es wäre kaum möglich mit den paar Scheinchen über das Wochenende zu kommen. Also suchten wir erstmal eine Bank. (Samstags geschlossen!) Nachdem wir Unmengen von Stufen raufgeklettert waren, fanden wir eine Post. Nur sind wir bezahlungstechnisch noch völlig hinterwäldlerisch.

 Wir gehören nämlich zu der bemitleidenswerten Minderheit, die noch keine Golden- Visa- American- Express oder sonstige Lifestyle- Karten ihr eigen nennen,        sondern besitzen nur das Vorkriegsmodell: Eurocheque !      So richtig mit solidem Scheckheft, und ohne dass wir unsere Geheimnummer überhaupt kennen.....

 

 An deutschen Poststellen ist es unseres Wissens nach möglich, solche einzulösen und an das benötigte Kleingeld zu kommen, - in Italien ist das aber leider nicht der Fall. Lediglich DM in Lire umwechseln konnten wir dort. In Gerds Pormonnai fanden wir aber nur 30 DM. (Besser als nichts!) Und meine Börse, wo noch 300 Deutsche Mark drin waren, lag wohlverschlossen im Auto !

 Dachten wir jedenfalls zu dem Zeitpunkt. Dass sie aber doch in der Badetasche war, habe ich erst zwei Tage später gemerkt, und meinen Lieben bis heute noch nicht verraten......

 Nun blieb uns nur noch, uns ins Meer zu stürzen, aber auf dem Weg dorthin hatte Farina noch zwei Begegnungen der alleraufregendsten Art: Katzen.

 Diese stolzen Gesellen lagen aufreizend am Straßenrand und rührten sich keinen Zentimeter von der Stelle, obwohl der arme Hund schier ausflippte und sich fast an der Leine selbst erdrosselte.

 Im Laufe des Urlaubs passierte uns das noch häufiger und wir fragten uns allmählich, wieso wir mit einem derartig katzenhassenden Hund ausgerechnet in ein Land fahren konnten, wo es an jeder Straßenecke nur so von diesen Stubentigern wimmelt, die sich wohlig in der Sonne räkeln und unsere Kleine in den Wahnsinn treiben.

 

 Der Strand war zwar klein, steinig und felsig, was den Füßen nicht so gut tat, aber wir wurden durch den herrlichen Ausblick in der Bucht völlig entschädigt. Das Wasser war klar und sauber, warm und salzig. Letzteres zwar nicht so ganz nach unserem Geschmack, aber an solchen paradiesischen Orten nimmt man solche Kleinigkeiten gerne in Kauf, voller Dankbarkeit, überhaupt sowas Schönes erleben zu können.

 Die Sonne brannte vom Himmel. Unsere Schultern bedankten sich, kaum dass wir aus dem Wasser waren, mit leuchtender Röte und brennendem Ziehen.

 

 Eine Weile hatten wir noch Zeit, im Schatten zu sitzen und auch für ein kleines Eis reichte das Geld noch, aber dann mussten wir sehen, dass wir auf keinen Fall das Schiff verpassen würden.

 Die Rückfahrt war ein sonniger, gischtsprühender Traum. Wir fuhren etwas weiter entfernt von der Küste und deutlich schneller als am Morgen. Die Fahrwellen waren mehr und größer, - ein motorisierter Wellenreiter brauste hinter uns her und versuchte eine Weile lang die Gischtkronen zu überspringen. Es war eine Stimmung voller Friedlichkeit, Schönheit und Glücksgefühl. Schon wieder eine ganze Abteilung für mein imaginäres Schatzkästchen.

 

 Zurück am Parkplatz, (Hurra ! Kein Strafmandat an der Scheibe !) haben wir nur noch den Wagen klargemacht und dann aber los !  Raus aus der Sonne.

 

 Wieder die lange Serpentinenstraße zurück Richtung SS1. Wir wollten gerne einen Kaffee und auch irgendetwas essen, dementsprechend suchten wir eine Parkmöglichkeit im Schatten und schon bald war auch das in freier Natur gefunden. Ein großer, freier Platz neben der Straße, Berge rundum, dementsprechend keine Sonne und rundum nur Grün. Endlich konnten sich die Augen beruhigen von der Helligkeit. Und wir packten Tisch, Stühle und den Gaskocher aus, um uns einen Kaffee und eine von Gerds berühmten Aldi- dehydrierten Nudeltüten zu kochen.

 Wir saßen direkt unter der Autobahnbrücke, was sich schlimm anhört, aber dieses Bauwerk war eines von der atemberaubenden Sorte. Weit, weit über unseren Köpfen schlängelte  sich die Fahrbahn von Berg zu Berg. Über die geschätzte Höhe konnten wir uns nicht so ganz einigen. Irgendwas zwischen 30 und 80 Metern wird es wohl gewesen sein. Gigantisch !

  Mit ganz viel Spaß und frisch erholt konnte es nach einer Stunde weitergehen.

 Wir fühlten uns top und wollten ein ganzes Stück vorwärtskommen auf dem Weg Richtung Tarot Garten. In der untergehenden Sonne fuhren wir durch eine wunderschöne Landschaft. Erst jetzt erreichten wir wirklich die Toskana und sahen zuhauf die Bilder, die wir von dieser Gegend erwartet hatten.

 Riesige blühende Sonnenblumenfelder hielten ihre großen Köpfe zum Licht. Nun ist uns endlich klar,woher Aldi immer diese Mengen an Sonnenblumenöl hat.....

 Oleander, mit Unmengen an Blüten werden hier als Mittelstreifenbepflanzung auf der Autobahn genommen !  Und in Deutschland berichtet der Kleingartenbesitzer stolz seinem Nachbarn:"Mein Oleander hat dieses Jahr schon sieben Blüten angesetzt !!!"

 Die Bougainvilleen, bei uns die High Society Edelpflanze, blüht hier in jedem Vorgarten in einer solchen Pracht, wie bei uns mal vielleicht die Knollenbegonien .....

 

 In der Ferne erschienen hohe Berge und es erstaunte uns nicht schlecht, dass wir auf den Spitzen schneebedeckte Felder entdeckten. Beim Näherkommen merkten wir, dass sich die vermeintlichen Schneegletscher bis in die Täler zogen. Und das bei 35 Grad !!! Da konnte was nicht stimmen. Solche Naturphänomene konnte es auch in der zauberhaften Toskana nicht geben !

 Schnell wurde uns klar, dass wir uns in der Nähe von Carrara befanden und die Berge waren die berühmten weißen Carrara- Steine, die uns da zuerst genarrt hatten.

 

 Weiter ging es durch die traumhaft schöne Landschaft bis wir merkten, dass es in Windeseile immer dunkler wurde.

 Auch so ein Phänomen: Am Tage ist es heller und heißer als in Deutschland, aber die Tage sind deutlich kürzer. Es wird viel früher dunkel als bei uns in Old Germany.

 Mein Herzensgatte hatte so seine liebe Mühe dieses Naturereignis unserer Tochter bildhaft und verständlich zu erklären.

 

 Wir steuerten Marina de Cecina an. Wegen des schönen klangvollen Namens. Da dachten wir, in ein verträumtes Fischerörtchen zu kommen, -  doch weit gefehlt.

 Die Straßen waren voll und überall schien `große Fete` stattzufinden. Wir versuchten dicht ans Meer zu kommen, - leider verhinderte die Dunkelheit ein gutes Zurechtfinden.

 Endlich ein ziemlich voller Parkplatz, auf dem auch Wohnmobile standen, so dass wir davon ausgehen konnten, dass das Übernachten hier nicht verboten ist.

 Wir standen direkt an einem Pinienwald und hörten in der Nähe laute Musik von einem großen Fest. Wahrscheinlich auf dem Campingplatz in der Nähe oder am Strand. Allerdings hatten wir keine Lust auf große Geselligkeit, sondern wollten nur noch schlafen.

 

 Der Sonnenbrand piekste ganz erbärmlich und wir starteten das kollektive Eincremen mit der guten After- Sun- Creme, die wir noch vor der Reise vorsorglich von meinem Mütterchen geschenkt bekommen hatten. Ein dankbarer Gruß an ihr mitfühlendes Herz !

 Kaum im Auto liegend, merkten wir, dass uns einige unangenehm stechende Viecher gefolgt waren. Ein Nebeneffekt des Pinienwaldes !

 So folgte nun das kollektive Einsprühen mit mückenvertreibendem Autan-Spray !

 Danach versorgten wir die schon vorhandenen Mückenstiche mit kühlender Salbe.

 Sozusagen eine Mehrschichten- Lackierung!

 Anschließend klebten wir regelrecht von den ganzen Mittelchen an dem Bettlaken und aneinander.

 

 Vor allem durch die Wärme im Wagen war es wohl die unangenehmste Nacht in der ganzen Zeit. Das kleine Dachlukenfenster konnte den nötigen Luftaustausch nicht mehr schaffen, doch auf diesem überfüllten Parkplatz, auf dem auch scheinbar die ganze Nacht hindurch reger Verkehr von und zum Strandfest herrschte, war es nicht möglich, mit offenen Türen zu schlafen. (Schließlich sind wir ja im Land der Mafiosi und Diebe !!! s.o.)

 

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