Die Welt ist viel zu bunt, um schwarz zu sehen !!!

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Silves

Sonntag 18.2.

 

Beim Frühstück stellten wir fest, dass heute alle drei Mietautos aus unserem Hotel die gleiche Tour machen wollten. Wir verabredeten uns für 14 Uhr am höchsten Aussichtspunkt der Algarve. (War allerdings nicht so ernst gemeint mit dem Date.)

Die Fahrt ging über Algoz nach Silves. Die Reiseleiterin hatte uns schon darauf aufmerksam gemacht, dass man auf der Strecke plötzlich von der Straße aus einen wunderbaren Blick auf die Stadt hätte.
Mit einem Mal sah man diesen Ort am Berg liegen, - terassenförmig zogen sich die Straßen vom River Arade bis hoch zum Castello und der Igreja Sé.
Mit meinem kleinen Clio wagte ich mich auch in die engen Gäßchen und fuhr bis an die Kirche.
Kaum Parkplätze waren hier zu bekommen, rundum war alles ziemlich eng, - aber mit diesem kleinen wendigen Teilchen, in dem ich saß, war es dann auch kein wirkliches Problem, noch einen freien Quadratmeter zu ergattern.

Mein Weg führte mich dann erstmal durch das Castelo. Man konnte auf den roten Mauern diese maurische Burganlage in der ganzen Größe umgehen, wobei man dann immer zur einen Seite den Ausblick über eine gezackte Mauerlinie ins Land hinaus hatte und zur anderen Seite ging es teilweise 2 -3 Meter tief hinunter in das Burginnere. Da war kein Geländer oder irgendeine Form der Absicherung, - nein, - sowas gibt es im Süden nicht so oft. In Deutschland wäre das aus versicherungstechnischen Gründen wieder gar nicht möglich.

Vier kleine Türme an den Ecken der Burg, konnte man besteigen und hatte so einen noch besseren Ausblick ins Tal des Rio Arade.
Rundum in den Mauern waren die schmalen vertikalen Einschnitte, die dazu dienten, dass die Kämpfer mit Ihren Gewehren gerade noch Platz genug hatten um dem Feind ins Antlitz zu sehen, aber doch selber nicht so leicht getroffen werden konnten.

Meine Fantasie gaukelte mir hier vor, wie damals die Jungs jeder seinen Platz an einem der Gucklöcher einnahm, - Ey Du, das ist mein Schießstand !  Da stand ich gestern auch !   Geh da weg ! Such Dir einen eigenen Platz, von dem Du ballern kannst !
Ganz bestimmt haben die auch so kindliches Spielplatz- Verhalten an den Tag gelegt, wenn der Oberste grade mal nicht guckte... Das Kind im Manne....

Im Innenhof stand das überlebensgroße Denkmal für Sancho I., der mal irgendwas Gutes für die Stadt getan hat.

Nachdem ich mich nun lange genug mit den männlichen Erinnerungsstätten beschäftigt hatte, besuchte ich erstmal das nebenan liegende Café.
Sonne, Ruhe, Sonntags- Stimmung und dann kamen auch noch Jana mit Tochter Lisa des Weges, und wir tranken in Ruhe einen Kaffee gemeinsam, bevor wir uns auf den kurzen Weg zu der Kirche machten. Die Sé.
Gerade war Messe und somit Besichtigungsverbot, also wartete ich noch ein Weilchen, bis ich mir auch dieses Bauwerk ansehen konnte. Jana und Lisa fuhren schon weiter. Ich schlenderte derweil noch ein wenig durch die Gassen und probierte aus, ob der Kaffee in dem anderen Restaurant wohl genauso lecker schmeckte.
Jesses, was ist das schön, so unendlich viel Zeit zu haben..... ohne Druck auf etwas warten zu können und einfach nur die Sonne auf der Haut zu genießen.....

Eine Stunde später, nachdem ich nun die Sé auch von innen bewundert hatte, manövrierte ich meinen Clio wieder aus dem Park- Eckchen und weiter ging es Richtung Monchique zum Fóia, dem höchsten Gipfel der Serra de Monchique.

Kurz hinter Silves hörte ich hinter mir das laute Tatütata eines Feuerwehrwagens, der mich auch bald überholt hatte und weiter brauste. Schon bald sah ich dann auch Rauchschwaden zum blauen Himmel steigen. Mir wurde schon wieder ganz mulmig. Musste ich jetzt da an einem Brand vorbei ???
Und tatsächlich, - direkt neben der Straße brannte der ganze Hügel.... Büsche und Bäume standen in Flammen.
Dicht daneben die Häuser waren zwar noch nicht betroffen, aber doch ziemlich nah dran.  Die Menschen standen dort und beredeten, was getan werden könnte.
Meine Hilfe wurde da sicherlich nicht gebraucht, - und ich fuhr mit gemischten Gefühlen weiter nach Monchique.

Jetzt wurde es richtig bergig. In engen Serpentinen ging es den Berg immer weiter nach oben. Es sind immerhin 902 Meter bis zu dem höchsten Aussichtspunkt.
Solange ich an meiner Straßenseite, also rechts, den Berg und links den Abhang hatte, ging es ja noch, - aber beim Runterfahren wollte ich am liebsten jedem Entgegen- Kommenden sagen: “Ich möchte bitte innen fahren... schubs mich nicht und lass mich an der Bergseite vorbei !”
Oben auf dem Fóia war es wunderschön. Dieser Ausblick über die ganze Algarve ist schon was besonders Tolles.  Durch das ziemlich klare Wetter konnte man bis zum Atlantik schauen und einzelne Orte dazwischen erkennen.
Nun hätte ich ja gerne bei diesem Ausblick da oben noch ein wenig verweilt, vielleicht in einem gepflegten Café und bei einem Glas Orangensaft, aber nein, - hier oben gab es sowas mal wieder nicht.
Dafür aber einige schöne Restaurants auf dem Weg wieder nach unten.
An einem hielt ich und konnte dort auf der Terasse eine wunderschöne Aussicht und einen leckeren Salat genießen.

Lange hielt ich mich an diesem gastlichen Platz auf, lauschte den Gesprächen der deutschen Gruppe am Nachbartisch und las in meinem Algarve- Krimi. (Die Tote in der Zisterne) Dieses Buch hatte ich hier in Portugal entdeckt und es war irgendwie spaßig, über Orte zu lesen, die man gerade so erkundete. Ansonsten hatte diese Lektüre keinen nennenswerten literarischen Wert, und war geradezu Kinderkram gegenüber dem Buch vom Bau des Mafra Klosters, das ich ja nun direkt davor gelesen hatte.

Der Tag war noch nicht zu Ende und ich wollte so gerne noch mal wieder ans Meer. So führte mich die Straße an Portimao vorbei, und direkt hinter der großen Brücke fuhr ich von der 125 ab, um Richtung Küste zu kommen.
Ich kam durch Ferragudo, und dann stimmte irgendwie die Straßenführung nicht mehr mit meiner Karte überein, - aber ich hielt mich immer Richtung Wasser und da konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.
Den kleinen Leuchtturm entdeckte ich, aber da kam man nicht nah genug dran, so fuhr ich eine Weile weiter und entdeckte bald eine ziemlich kleine Straße, die nach rechts zum Meer führte.
Aber schon bald wurde der Weg immer schlechter, - kein Asphalt mehr, - nur noch ein Schlagloch nach dem anderen. Das hätte ich meinem eigenen Fahrzeug nicht zugemutet, und auch dem kleinen Clio, zu dem ich ja inzwischen eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut hatte, wollte ich das nicht abverlangen.
So stellte ich den Kleinen einfach in die Landschaft und ging zu Fuß weiter.

Das Gelände war hier felsig, mit Büschen und Stauden bewachsen, - menschenleer. In der Ferne war das Meer zu sehen. Ich befand mich auf dem Plateau über der Steilküste.
Ein verfallenes, altes Haus stand am Wegrand, und der ausgetretene Weg führte mich in weitem Bogen in die Nähe des Abhangs. Und direkt dort stand die Turmruine von Rapunzel.

Da braucht sich niemand zu wundern ! Das war sie wirklich !   Denn sie hatte rundum nicht eine einzige Tür !
Und ich kenne keinen anderen Grund, warum man einen solchen Turm bauen sollte, ohne irgendeine Möglichkeit, ihn zu besteigen. Außer wenn man da Rapunzel einsperren will. .... Ist doch wohl logisch, oder ????

Dieser Ort war so märchenhaft schön, dass ich mir einen guten Sitzplatz auf den Steinen suchte, um den Sonnenuntergang abzuwarten.
Und es dauerte auch gar nicht mehr lange, bis der große Ball, - erst golden und dann in allen Rottönen leuchtend, am Horizont im Meer versank.
Mein Vater hat früher immer gesagt: Jetzt musst Du ganz leise sein, dann hörst Du, wie es zischt.... ------ Ich habs genau gehört !

Es war schon dunkel, als ich nach 185 Tageskilometern wieder im Hotel ankam. Im Speiseraum, der abends auch als Aufenthalts- raum diente, traf ich auf Jana und Lisa, sowie auf die Dorstener Familie. Glücklich mal wieder mit netten Leuten reden zu können, setzte ich mich zu Mutter und Tochter an den Tisch und wir tauschten die Erfahrungen des Tages aus.
Doch bald war Lisa müde und Mutter und Tochter verzogen sich auf´s Zimmer.

Mit der anderen Familie saß ich noch lange auf der Terasse und wir blödelten ausgelassen herum. Die junge Frau entpuppte sich als “die Frau, die den Vogelspuren nachläuft.” und wir hatten einen Heidenspaß bei der Vorstellung, wie sie am Tag auf den Sandbänken am Strand die kleinen Fußtritte nachverfolgt hat, um herauszufinden, warum diese verrückten Sandläufer immer wie bescheuert hin und her rasen.
Ich erzählte davon, dass ich so gerne einmal im Atlantik schwimmen würde... wenigstens einmal da drin sein... Die anderen rieten mir doch sehr davon ab. Zum einen wegen der eisigen Wasserskälte, zum anderen weil es aber auch an einem solch menschenleeren Strand viel zu gefährlich wäre. Womöglich würde ich von den Wellen umgerissen, weggeschwemmt und irgendwann am Cabo de Sao Vicente wieder angespült, und dann müsste das womöglich wieder umbenannt werden... Cabo de Sao Christine.... Welch ein Umstand !  Alle Karten und Wegweiser müssten geändert werden..... das könne ich doch wirklich dem armen Volke nicht zumuten.....

Gemeinsam amüsierten wir uns über die portugiesischen Werbe-Einlagen im Radio, wo uns zum Beispiel immer wieder zugerufen wurde: Sau... Sau.... Dusch dich!
Oder sollte das womöglich übersetzt doch ganz was anderes heißen ????

Und wir kamen auf die Idee, dass wir dringend einen portugiesischen Reiseführer schreiben müssten, - mit der Konzentration auf die verschiedenen Toiletten. Sozusagen einen Toiletten Reiseführer.    Bitte achten Sie auf die vielfältigen Innen-Beschriftungen der letzten Tür auf der rechten Seite und bewundern Sie die satte Spülung in der modern gestalteten Anlage.

Wir amüsierten uns über unsere allgemeinen Verständigungsprobleme und gaben fürchterlich an mit den drei Brocken Portugiesisch, die wir inzwischen gelernt hatten. Mutter Dorsten war total stolz darauf, dass sie nun schon fließend drei Bier bestellen konnte, “trés cerveja, se faz favor !”, machte sich aber doch ernsthafte Gedanken darum, was sie bloß machen solle, wenn sie mal alleine in einem Restaurant etwas trinken wolle, - drei Bier wären doch zu viel nur für sie......
Ich selber war ja schon ganz froh, dass ich es langsam endlich schaffte, bei Einkäufen ein wie selbstverständlich klingendes “obrigade” herauszubringen. Für ein ebenso locker hingeworfenes “Até logo !” beim Herausgehen reichte es nach fast zwei Wochen immer noch nicht.

Gemeinsam weinten wir dem vergehenden Urlaub nach. Und machten uns schon jetzt Gedanken um die augenscheinliche Unmöglichkeit, alle Mitbringsel zusätzlich zu den schon vorhandenen Teilen, in Koffer und Taschen flugzeuggerecht zu verpacken. Die drei hatten nicht nur diverse Kleinigkeiten eingekauft, sondern auch noch Unmengen an Muscheln und Sand gesammelt, der nun alle mit nach Deutschland sollte.

 

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